Lucy
Lenard, kurz Lenny, ist eigentlich ein cooler Typ. Locker drauf, immer schwarz gekleidet, hat zwei beste Freunde, keine Mobbingprobleme und ist eindeutig schwul. Nur seit seit kurzer Zeit ein paar Haltestellen weiter, dieser absolut heiße Typ mit Traummannpotenzial in seinen Bus einsteigt, verwandelt sich Lenny in ein sabberndes Häufchen schmachtendes Elend. Und Lenny, der theoretisch nie sprachlos ist, außer früh am Morgen (was ihn sehr sympathisch macht), kriegt auf einmal den Mund nicht mehr auf. Klar, dass das seinen beiden besten Freunden Freddy und Karla sofort ins Auge fällt. Oder besser gesagt auf die Ohren geht. So beginnt eine herzschmelzende, super hinreißende, absolut authentische Liebesgeschichte. Seufz. Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Tue ich ehrlich. Sie schreibt wie sie spricht. Oder zumindest so ähnlich. In jugendlichem Stil, aufgelockert durch WhatsApp Nachrichten und Dating Apps, bringt sie uns die Story von Lenny und Nick näher. Ich konnte kaum aufhören zu lesen. Es war wie ein Drang, der mich sogar fast vom Schlafen abgehalten hat. Mein flatterhaftes Herz, das dumme Ding, wollte unbedingt noch mehr seufzen, hoffen, bangen und leiden. Gefühlsmäßig war das die totale Achterbahnfahrt und ich mittendrin, weil sie aus der Ich Perspektive erzählt ist. Und so kam es, dass ich überhaupt nicht lange brauchte, um sowohl Lenny, als auch Karla und Freddy und ihre Freundschaft in eben jenes Herz zu schließen. Solche Freunde hätte ich in der Abschlussklasse auch gern gehabt. Die Geschichte ist ein bisschen wie ein Tagebuch gestaltet - zumindest kam es mir so vor. Lenny lebt von Tag zu Tag, geht mit seinen Freunden auf Partys, arbeitet und verliert sich in seinen Schwärmereien für Nick. Und oh Mann, oh Mann, ich konnte das so gut nachvollziehen. Jede Emotion, die da in seinem süßen, kleinen Emobauch steckte. Der Verlauf der Handlung birgt einige Spannungsmomente, vor allem, weil man als Leser nicht weiß, geschweige denn ahnt, wie Nick auf bestimmte Dinge reagiert, von dem ja nicht mal klar ist, ob er überhaupt zum anderen Ufer gehört. Diese Ups und Downs ziehen sich durch die komplette Story und ich war hin und weg. Absolut gefesselt von Lennys Sichtweise, der, zum Glück für ihn, in einem toleranten Elternhaus aufgewachsen ist. Die Luft war während des Lesens fast wie statisch aufgeladen, es gab einige prickelnde Momente und die Entwicklung, die die Charaktere durchgemacht haben, fand ich vollkommen passend. Ganz ehrlich, es gab eigentlich überhaupt keinen Moment, wo ich nicht mit der Reaktion von Lenny einverstanden war - und das ist echt selten. Vor allem oder gerade bei Liebesgeschichten gibt es immer eine Sache, von der ich mir wünsche, sie wäre anders gelaufen. Nicht so bei „Die Sache mit der Motte und dem Licht.“ Fazit: Vom selbstbewussten Chaoten, dessen einzige Probleme Schule und eine ungewisse Zukunft sind, hin zum willenlosen, hormongesteuerten Idioten mit einem Rätsel namens Nick, das gelöst werden will? Willkommen in Lennys unterhaltsamer, emotional verwirrter, aber absolut packender Welt, die als i Tüpfelchen nahezu mobbingfrei ist. So gefällt mir das und so sollte es auch in der Realität sein. Mit einem gekonnt frischen Schreibstil und Szenen aus der Normalität, sowie einer aufregenden Liebe hat die Autorin mich komplett überzeugt. Die Motte und das Licht (oder auch der Emo und der Schönling) sind dermaßen lesenswert für alle LGBT Fans.