Lucy
Das Cover sprach mich als Vielleserin insbesondere durch das aufgeschlagene Buch sofort an. Obwohl ich Menschen auf Buchcovern nicht viel abgewinnen kann und auch grün nicht so sehr zu meiner Türöffnerfarbe gehört, wollte ich es unbedingt kaufen und lesen. Der Grund dafür findet sich im Klappentext. Bücher über Bücher gehen einfach immer. Eigentlich und normalerweise. Denn natürlich gab es da auch schon Bücher die mich nicht vom Lesesessel gehauen haben. Aber hierbei handelte es sich außerdem noch um die günstige Gelegenheit eine Autorin lesend kennen zu lernen, von der ich bereits einige Monate etwas lesen wollte, aber dennoch nie getan habe. Der Schreibstil war mir demnach auch gänzlich unbekannt vor dem Lesen. Ich muss dieses Buch tatsächlich differenziert betrachten, denn es hätte nicht viel gefehlt und ich hätte es bereits nach den ersten wenigen Seiten abgebrochen. Ohne spoilern zu wollen möchte ich mein Problem dennoch erklären. Ich lese viel und begegne dabei häufig ähnlichen oder gänzlich wortgleichen Beschreibungen für Momente, Verhaltensweisen und Szenen. Dies führt bei mir dazu, dass ich ein wenig allergisch auf bestimmte abgenutzte Formulierungen reagiere. Häufen diese sich fängt es sehr schnell an mich zu nerven. Im Prolog habe ich etwa 25 solcher Satzteile markiert und hätte -wie bereits erwähnt- am liebsten das Buch in die Ecke geschmissen. ABER!!! Und das möchte ich betonen, ich bin unglaublich froh, dass ich es nicht getan habe. Denn -aus Gründen- ist das im Nachhinein plausibel und absolut gerechtfertigt wie es geschrieben ist. So logisch und notwendig, dass ich in den folgenden Kapiteln beinahe schon entschuldigend demütig Tränen vergossen habe, weil die erleb- und greifbaren Emotionen der Protagonistin mich tief bewegt haben. Eine Achterbahn der Gefühle Und was ich hier absolut gekonnt und in der Kombination großartig empfunden habe, war in der weiteren Geschichte leider wieder durchzogen von einigen Talfahrten der Autorenfähigkeiten. Die Protagonistin wirkt auf den ersten Leserblick naiv, aber es ist durchaus glaubwürdig beschrieben, warum sie Dinge, die uns als Leser mit dem Überblick schon viel früher klar sind, erst sehr spät begreift. Das an sich empfinde ich nicht als Problem, im Gegenteil, eher positiv wenn jemand nicht sofort das übernatürliche offensichtliche als gegebene reale Möglichkeit annimmt. Aber dieses naive dann fortlaufend mit dem stetig gleichen oder sehr ähnlichen Worten zu rechtfertigen, das hat mich mehr genervt als das naive an sich. Die fantasylastigen Szenen im weiteren Verlauf der Handlung haben mich durch ihre kreativen Ideen überzeugt, abermals jedoch nicht durch die immer ähnliche Beschreibung, die schon beinah wie auswendig gelernte Vokabeln ohne inhaltliches Verstehen klangen. Die zwischenmenschliche Entwicklung und wie ich es nenne der "Kitschklischeefaktor" ist hier leider für meinen Geschmack ebenfalls unpassend und vor allem unnötig. Die eigene Entwicklung der Protagonistin nebst familiären Hintergrund bietet viel Raum, der teilweise für die Liebe geopfert wurde. Dennoch gefielen mir einige Szenen und insbesondere eine GROßE Nebenfigur herausragend gut. Trotz aller Kritik, die sicher einem jammern auf hohem Niveau gleich kommt, hatte ich eine unterhaltsame verblüffende Lesezeit, die von kritischen Momenten durchzogen, aber nicht so sehr dominiert wurde, dass sie mich vom Lesen des zweiten Teils abhält. Insbesondere das Spiel mit meiner Leserwahrnehmung hat mir gut gefallen, weil es in Erinnerung bleibt