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Glitzer

Posted on 8.6.2020

„Das ist wie Cinderella im wahren Leben.“ (Ninas und Nancys Mutter in Find the Girl) Worum geht’s? Nancy und Nina könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Nancy die Aufmerksamkeit mag, einen erfolgreichen Instagram-Account pflegt und zu den coolen Mädchen an der Schule zählt, ist Nina eher zurückgezogen, bevorzugt es allein Klavier zu spielen und kriegt Panik im Rampenlicht. Niemand würde erwarten, dass sie Zwillinge sind – wenn sie nicht eben wie Zwillinge aussehen würden. Doch mit der Zeit haben die Schwestern sich voneinander entfernt. Als jetzt ein Konzert von Nancys Lieblingsband ansteht und Nina unbedingt zu einer Signierstunde ihres Lieblingspianisten will, wittert ihre Mutter eine Möglichkeit, die beiden wieder zueinander zu bringen. Was niemand ahnt: Der Abend wird alles auf den Kopf stellen. Denn vor Ort trifft Nina ausgerechnet Nancys größten Schwarm – den bekannten Sänger Chase. Und Chase ist so fasziniert von Nina, dass er nach ihrer schlagartigen Flucht das ganze Netz nach ihr suchen lässt - #FindTheGirl. Das kann doch nur im Chaos enden, oder? Das Buch ist Band 1 einer Reihe um die Zwillinge Nancy und Nina. Das Buch ist jedoch thematisch geschlossen, in Band 2 wird ein anderer Aspekt beleuchtet. Schreibstil / Gestaltung Das Cover von Find the Girl ist recht girly und jugendlich gehalten mit einer bunten Mischung aus Fotos von Zwillingen und Themen, die die Zwillinge ausmachen. Es wirkt süß und passt zum Buch und zum Genre. Das Buch wird durch Nancy und Nina in der Ich-Perspektive erzählt, die Perspektive wechselt mit den Kapiteln. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist sehr locker und angenehm zu lesen, teils sehr humorvoll und energiegeladen, auf jeden Fall für Jung und Alt gleichermaßen geeignet und für ein Jugendbuch sehr passend. Das Buch enthält keine erotischen Inhalte und ist auch frei von Kraftausdrücken. Mein Fazit Manchmal braucht man Bücher, die einfach nur süß sind und einen mitreißen. Das ist für mich der primäre Grund, weshalb ich zwischendurch immer wieder zu Jugendbüchern greife, obwohl ich lange aus der Zielgruppe raus bin. Doch gute Jugendbücher funktionieren auch – mit der entsprechend angepassten Erwartung – für erwachsene Leser. Und dieses Buch gehört für mich dazu: Zwei gegensätzliche Zwillinge, von der ausgerechnet die zurückhaltende Nina sich in einem Star verliebt, auf den eigentlich ihre Schwester steht – Geschichten für perfekte Disney-Channel-Filme oder eben Bücher, die man an einem entspannten Nachmittag wegliest. Schon nach wenigen Seiten hat mich diese unterhaltsame Geschichte für sich gewinnen können. Nina und Nancy sind so unglaublich grundverschieden. Die eine sucht nach steter Bestätigung, gehört zu den coolen Kids, ist immer top gestylt, absolutes Fangirl einer angesagten Band und erfolgreiche Instagrammerin. Die andere scheut Aufmerksamkeit, ist aber unglaublich talentiert am Klavier, was durch enormes Lampenfieber aber zu Problemen führt und auch ihre Tollpatschigkeit macht es nicht besser. Nina und Nacy – Feuer und Wasser, Tag und Nacht. Und dennoch durch ihre Gene miteinander verbunden. Und hier setzt bereits der erste Handlungsstrang an, der dem Buch überraschend viel Tiefe gibt: Nancy schämt sich ein Stück weit für Nina und fürchtet um ihren Ruf. Nina hat kein Verständnis für Nancys Art und ihre Freundinnen. Sie versteht nicht, wieso Nancy zig Selfies macht. Nancy hingegen versteht nicht, wie man so in sich gekehrt sein kann. Und so entwickelt sich Kapitel um Kapitel das Aufeinandertreffen konträrer Einstellungen – aber zugleich die Erkenntnis, dass beide doch etwas füreinander empfinden, nur irgendwo sich leider auseinander gelebt haben. Nina, die ewig Nancys tolle Nägel bewundert. Nancy, die von Ninas Klaviertalent beeindruckt ist. Doch die verbrannte Erde zwischen den beiden scheint unüberwindbar. Bis ihre Mutter auf eine Idee kommt, die anfangs schrecklich wie unterhaltsam zugleich rüberkommt: Als Nancy unbedingt zu einem Konzert ihrer Lieblingsband möchte, Nina aber zu einer Signierstunde ihres Lieblingspianisten möchte, entscheidet diese, dass beide nur gehen dürfen, wenn sie einander begleiten. Zum Scheitern verurteilt? Da war ich von Anfang sicher. Doch tatsächlich führt dieser Abend zu gleich zwei zentralen Entwicklungen im Buch: Nina trifft auf Chase, dem großen Schwarm von Nancy. Und Nina und Nancy fangen an, wieder eine Verbindung zueinander aufzubauen. Vor allem die geschwisterliche Beziehung und ihre Entwicklung fand ich unfassbar toll mitzuerleben. Die leichten Tendenzen, die immer mehr zu Annährungen und dem Versuch von Verständnis auf beiden Seiten führt, konnte mich sehr begeistern. Im Rahmen der Geschichte geht es aber um viel mehr: Destruktive Freundschaften, die Instabilität von Beliebtheit, falsche Freunde und das eigene Bedürfnis, dazuzugehören. Hier zeigt vor allem Nancys Freundin Layla, wie Freundschaften nicht funktionieren. Diese eingebaute Sozialkritik – auch im Bezug auf die Scheinwelt von digitalen Medien – fand ich überraschend und begrüße sie sehr. Find The Girl wird hierdurch deutlich mehr als nur ein seichter süßer Star-Romance-Jugendroman. Der andere Aspekt der Geschichte ist natürlich die Geschichte um Nina und Chase: Überraschend treffen sie aufeinander, urplötzlich muss Nina verschwinden und ein fast schon klassischer Cinderella-Story-Moment beginnt: Sie hat ihr Portmonee verloren und Chase fängt an sie zu suchen. Natürlich wahnsinnig modern in Form eines Online-Aufrufes: #FindTheGirl. Aber möchte Nina gefunden werden? Sie hatte nie vor, sich einen Star zu angeln. Viel zu sehr liebt sie es, zurückgezogen und unsichtbar zu sein. Aber als sie erneut auf Chase trifft und feststellt, dass er gar nicht so ist, wie sie es erwartet hat, purzelt ihr Herz schnell in seine Hände. Ein Versteckspiel beginnt, nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern vor allem auch vor Nancy. Denn wie soll Nina ihr erklären, dass sie sich in Nancys große Liebe verguckt hat und dass er nicht so ist, wie Nancy ihn immer gesehen hat? Zu allem Übel ist dann Nancy auch noch überzeugt, dass die Online-Kampagne ihr gilt. Es wird turbulent, es wird süß – aber eben auch wahnsinnig kompliziert. Die gerade erst wieder aufgenommene Freundschaft von Nina und Nancy ist noch bröckelig. Doch Chase tut Nina gut und sie kommt langsam aus ihrem Schneckenhaus, was natürlich niemandem entgeht. Nur warum ist Nina plötzlich so? Das möchte Nancy herausfinden. Man möchte sie fast aufhalten, weil man weiß, dass das nicht gut enden kann. Zu den Charakteren muss ich sagen, dass Nancy und Nina wirklich gelungen sind. Jede hat ihre eigene Persönlichkeit und ist auch facettenreich ausgestaltet. Man merkt vor allem bei Nancy, die krampfhaft versucht, nach außen hin perfekt zu sein, wie sehr der Einfluss von externen Faktoren einen zu etwas machen kann, was man nicht ist. Doch auch der Blick in ihre Vergangenheit gibt interessante Einblicke. Nina, die man von Anfang an ins Herz schließt, entwickelt sich im Laufe des Buches massiv und es hat mich richtig gefreut, dies zu sehen. Die anderen Figuren im Buch sind gut eingebunden und spiele ihre jeweilige Rolle passend, sie sind jedoch alle recht oberflächlich. Dies umfasst für mich leider auch Chase, der für mich eindimensional und langweilig war, da er nur wie der normale Good-Guy-Superstar-Niemand weiß wie sehr ich leide-Herzensboy ist. Er versucht zwar, möglichst viel aus dem Zirkus Medienbranche zu entkommen, aber wirklich etwas über ihn erfahren habe ich nicht. Schade, zugleich aber auch nicht weiter schlimm, da für mich die Geschichte der Zwillinge mehr Gewicht hatte als die Liebesgeschichte. Etwas übertrieben kam für mich das Ende daher. Es war zu erwarten, dass hier einiges an (vorhersehbaren) Drama kommen wird, da der schwelende Konflikt für viel Zündstoff sorgt, das Ganze gipfelt in einer überraschenden Wendung, die alles plötzlich unwichtig scheinen lässt und zeigt zwar, dass die Liebe manchmal stärker ist als jeglicher verletzter Stolz, zugleich werden damit aber auch alle noch zu klärenden Konflikte weggebügelt und die Charaktere springen einfach so über ihren Schatten. Andererseits wüsste ich auch nicht, wie man das Buch sonst greifbar beenden könnte, daher: Dick aufgetragen, aber man darf nicht vergessen, dass es ein Jugendbuch ist. Am Ende kann ich nur sagen, dass Find The Girl ein tolles Buch ist, was mit Humor, ein wenig Tiefe und jeder Menge süßer Momente punkten kann. Niedliche Geschichte mit leichten Cinderella-Parallelen, zwei tolle Zwillinge mit Ecken und Kanten, ein guter Rahmen – das hat Spaß gemacht. Ich freue mich bereits jetzt auf Band 2 und einem Wiedersehen mit Nancy und Nina. Fantastisches Jugendbuch, was aber sicher auch viele Erwachsene zu überzeugen vermag. Geht runter wie warme Zuckerwatte! [Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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