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SternchenBlau

Posted on 8.6.2020

„Waffenschwestern“ habe ich mit großem Vergnügen gelesen und ich bin schon total gespannt auf die folgenden Bände. Auf so ein Fantasybuch habe ich schon länger gewartet! Bereits nach der ersten Seite war ich elektrisiert. Besonders hat mich begeistert, dass dieses „Erste Buch aus der Ahnen“ endlich mal wieder ein Fantasybuch ist, in dem ich mich als Frau wiederfinden konnte. Das empfand ich als großes Geschenk und mich hat immer wieder erstaunt, dass es ein Mann geschrieben hat. Ich habe selten so spannende Kampfszenen gelesen. Oftmals langweilen sie mich schnell oder die Beschreibung, wo welcher Fuß fliegen soll, passen nicht ganz zusammen. Hier hatte ich wirklich Kopfkino und ich habe jedes einzelne Wort jedes einzelnen Kampfes genossen. Pures Kopfkino! Gerade in Fantasybüchern bekommen wir das Zerrbild der sogenannten „starken Frauen“ präsentiert, wenn man es aber genau betrachtet, liegt deren Stärke in einer Imitation von gemeinhin Männern zugeschriebenen Eigenschaften. Eine wirkliche Freiheit von Geschlechterrollen gibt es nicht. Dazu kommt, dass sich diese starken Frauen oftmals nur nach exzessiven Gewalterfahrungen emanzipieren dürfen. Die „Waffenschwestern“ werden zwar (auch) zum Töten ausgebildet, aber sie eifern hier keinen Männlichkeitsidealen nach. Und noch angenehmer: So viel Gewalt auch in den Kampfszenen vorkommt, zwar wird auf sexualisierte Gewalt angespielt aber nicht beschrieben. Da dies oftmals in Richtung Exploitation geht, fand ich das hier sehr angenehm gelöst. „‚Blut stellt immer ein Versagen dar.‘ Schwester Talg sah kurz zu Nona. ‚Oft das Versagen der Schwester, die das Schwert führt. Manchmal das derjenigen, die sie in den Konflikt schicken. Oder manchmal liegt das Versagen schon Jahre zurück, etwa bei jemandem, der eine Gelegenheit zum Friedensschluss ungenutzt verstreichen ließ oder der die Chance, späterer Gewalt vorzubeugen zwar sah, sie aber nicht ergriffen hat … oder sie erst gar nicht erkannte.’ Sie steckte das Schwert wieder in die Scheide an ihrer Hüfte.“ Mit Nona gibt es zwar eine klare Hauptfigur, aber Lawrence erteilt sowohl der Trope der Auserwählten eine klare Absage. Mehr sogar noch, die Validität von solchen Prophezeiungen wird gleich mehrfach in Frage gestellt. Lawrence schildert, wie die Novizinnen nur gemeinsam ihre Ziele erreichen können. Auch die vier Blutlinien, die angelegt werden, bauen keine biologische Rassentheorie auf – die Gefahr gibt es in Fantasy immer wieder – sondern zeigen nur Chancen und Möglichkeiten der Figuren auf. Dazu gibt es noch einiges diverse Figuren (obwohl dort nicht der Fokus darauf gelegt wird), die Gleichberechtigung von Frauen ist in Lawrence’ Welt genauso üblich wie homosexuelle Beziehungen. Die Welt außerhalb des Klosters wird zwar nicht groß breitgewalzt, aber ich bekomme genügend Futter, um mir alles vorzustellen und auch, um total gespannt zu sein, was ansonsten noch so passieren wird. Nach hinten fielen mir dann ein paar kleinere Längen auf, die meiner Meinung daran liegen, dass Lawrence für Nonas Geschichte halt auch eine „normale“ Internatskonstruktion nutzt. Dazu passte dann auch, dass Nona eine große Bedrohung der Äbtissin nicht offenbaren kann, weil sie sonst ein großes Fehlverhalten eingestehen müsste. Ja, so was kennt man aus anderen Geschichten auch zu Genüge. Danach zog das Buch aber nochmal richtig an und das Showdown hat mich wirklich atemlos weiterlesen lassen. Fazit Tolle Frauencharaktere mit spannenden Figurenentwicklungen, dazu grandiose Kampfszenen. Ich bin begeistert, vergebe 4,5 Sterne und runde auf.

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