Bexcris
Der Klappentext hat mich ziemlich neugierig gemacht, obwohl ich nach dem Cover eher vermutet hatte, dass es sich um ein Fantasy-Buch handelt. Nach dem Lesen würde ich auch sagen, dass es so einen ganz leichten Hauch von Fantasy oder Science-Fiction hat, weil die grundlegende Idee mit den zwei Seelen und jeweils einem halben Herzen so weit von der tatsächlichen Medizin entfernt ist wie Einhörner und Drachen. Wer auf eine theoretisch mögliche Erklärung wartet, wird hier vermutlich eher enttäuscht. Zumindest fehlten annehmbare Erklärungen in dem Buch, die es ansatzweise möglich machen würden. Dennoch fand ich die Idee sehr sehr cool und die Handlung und weitere Plotentwicklung waren durchgängig spannend, sodass man es kaum aus der Hand legen wollte. Die Charaktere haben mir sehr gefallen, sie waren vielseitig, hatten ihre eigenen Konflikte und man konnte sich gut in ihre Lage hineinversetzen. Mir hat es wirklich gut gefallen, allerdings kamen dann in der zweiten Hälfte paar kritische Ereignisse, die mich etwas in meiner Euphorie gedrosselt haben (Achtung: das enthält diesmal explizite Spoiler!). Zum einen sagt Niclas zu Trixie, der 7 Jahre älter ist, dass er sie während seines letzten Schuljahres heimlich beobachtet hätte, weil er damals schon Gefühle hegte? Da muss er 18/19 und sie 11/12 gewesen sein, was einfach hart creepy ist. Liam und Jen sind Geschwister, was sie zunächst nicht wissen, und schlafen mehrmals miteinander. Ich hätte das ehrlich gesagt schon viel früher aufgelöst (wäre genauso spannend gewesen und man hätte sich das erspart). Ich weiß nicht so ganz, was ich davon halten soll. Vor allem warum baut man bei dieser Idee überhaupt diese sexuelle Anziehung ein? Sie sind ja quasi eins, warum reicht dann nicht eine viel tiefgründigere, geschwisterliche Liebe ohne Sex aus? Und zu dem wird auf ein Kondom verzichtet und mit der Aussage „sie nehme die Pille“ gerechtfertigt. Das geht einfach gar nicht. In relativ vielen NA/YA Büchern wird es richtig vorgemacht und als Autor hat man einfach auch eine gewisse Verantwortung. Dieses kleine Detail in 2 Sätzen hätte nicht wehgetan, hätte aber einen wichtigen Einfluss auf junge Leser gehabt. Liebend gerne hätte ich 5 Sterne dafür vergeben, da es mir an sich wirklich gut gefallen hat, aber diese 3 Dinge fand ich doch etwas ungünstig umgesetzt. Aber vermutlich müsste der Autorin das auch bewusst sein, wenn sie das in ihre Geschichte einbaut, dass es nicht jedem gefallen wird.