Lara
Wer war nicht schon einmal in einem Zoo. Egal ob groß oder mittel oder doch eher klein. Man bewundert die Tiere, die Dekorationen, trifft jede Menge neue und unbekannte Menschen und landet schlussendlich im Restaurant oder im Souvenirshop. Eigentlich außerordentlich idyllisch oder nicht? Anders in dem neuen Buch aus der Feder von Gin Phillips. In "Nachtwild" begleiten wir Joan, Mutter eines vierjährigen Sohnes, die den späten Nachmittag mit ihm wie schon so oft im Zoo verbringt. Eigentlich ist alles normal. Bis sie gehen wollen. Denn schon finden sie sich inmitten von Schüssen, Toten und ohen Ausweg aus dieser Lage wieder. Doch was tut man in so einer Situation? Diese Frage muss sich schließlich auch Joan stellen und versucht alles, um sich und ihren Sohn zu retten. Ich muss sagen, dass mir bereits beim Lesen des Klappentextes die Grundidee des Buches sehr gut gefallen hat. Auch die schlichte und doch stilvolle Gestaltung des Covers erweckte in mir eine direkte Leselust. Die Zoo-Thematik hat mich direkt angesprochen und obwohl ich sonst eher kein Thriller-Leser bin, wollte ich unbedingt in diese Geschichte eintauchen. Und es war auch außerordentlich interessant. Zu verfolgen, wie Joan mit der ganzen Situation umgeht, hat mich irgendwie richtig gefesselt. Aufgrund des Schreibstils konnte man sich richtig gut in ihre Lage hineinversetzen und die Satzstrukturen und der Ausdruck symbolisierten sehr gut das Gehetzte, Gejagte und Panische. Das sorgte für ein tolles Lesegefühl. Man war mittendrin in der Geschichte und konnte sich alles sehr lebhaft vorstellen. Die Autorin hat den mütterlichen Aspekt vor dem Hintergrund der Ereignisse sehr gut dargestellt. Das hat mir sehr gut gefallen. Man erlebt, wie Joan versucht, Entscheidungen zu treffen, die mitunter manchmal in meinen Augen allerdings ein wenig unlogisch waren. Aber wer weiß schon, wie man selbst in solch einer Situation reagiert hätte. Sie befinden sich in einer schwierigen Lage, jeder Laut oder jedes Geräusch kann ihren Tod bedeuten. In solchen Momenten ist natürlich ein quengelndes Kind mitunter nicht gerade einfach. Diese Aspekte wurden sehr schön dargestellt und man erlebt nicht nur die Schwierigkeit der Lage an sich, sondern auch Joans Ängste und Nöte als Mutter, die damit einhergehen. Auf jeden Fall ist diese Darstellung sehr gelungen. Was ich persönlich sehr gut fand, waren die Perspektivenwechsel. Auch, wenn ich am Anfang etwas verwirrt war, so wurde der Hintergrund doch schnell klarer und deutlicher. Man bekommt sehr gute Einblicke in die Lage und Gedanken derer, die ebenfalls im Zoo gefangen sind. Und auch in die derer, die in die Schießerei involviert sind. Das wiederum fand ich sehr gut. Zum Einen bekommt man interessante Hintergrundinformationen darüber, was in den Köpfen dieser Männer vorgeht, die zu so einer Handlung in der Lage sind. Zum Anderen wurden die anderen "Opfer" sehr gut eingebaut und man verfolgt somit nicht nur das Schicksal von Joan, sondern erlebt auch andere involvierte Charaktere, von denen jeder seine ganz eigene Rolle spielt. Aber das solltet ihr natürlich lieber selber lesen. Auch die Tatsache, dass das ganze Buch im Prinzip "nur" einen Zeitrahmen von 3 Stunden darstellt, sozusagen in Echtzeit, empfand ich als sehr gelungen. Ein Buch dieser Art hatte ich noch nie zuvor gelesen und es war eine sehr interessante Erfahrung. Grundsätzlich ist das Buch sehr gut gelungen. Die Geschichte hat einen sehr interessanten Ansatz und der Zoo ist in meinen Augen eine faszinierende Idee. Zwar bietet das Buch auch Momente, in denen sich mir doch mal kurzzeitig die Nackenhaare aufgestellt haben oder in denen ich gespannt mitfiebern konnte, was als nächstes passiert. Ich denke hier zum Einen an die Szenen, in denen wir Joan mit einem Baby erleben (ich sage hierzu mal nichts weiter, aufgrund der Spoilergefahr ;) ) oder als es zum großen Showdown kommt. Doch so richtig Fahrt nahm das dann erst im zweiten Teil des Buches auf, was jedoch keineswegs negativ ist. Allerdings fehlte mir in der ganzen Sache etwas. Ich kann es nicht genau definieren, aber ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass die Zoothematik doch noch ein wenig stärker Einfluss auf die Handlung nimmt. Bei einem so großen Park voller verschiedenster Tiere hätte ich mir ein paar mehr Szenen vorstellen können, in denen diese eine gewisse Rolle spielen. Ich hatte zB ein Bild vor Augen, in denen die Protagonisten vielleicht in einem Gehege landen, eher unbewusst, da es ja eine Ausnahmesituation ist, und plötzlich einer möglicherweise gefährlichen Gefahr ins Auge blicken. Ich denke, das hätte noch ein bisschen mehr Nervenkitzel geschaffen. Es war mir dann schlussendlich stellenweise doch zu "nett", um es mal salopp auszudrücken. Nichtsdestotrotz ein sehr schönes Buch, das ich auch sehr gerne gelesen habe und auch empfehlen würde. Denn spannend ist es allemal und es ist keine vergeudete Lesezeit. Doch wer hier den absoluten Panik-