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Ani

Posted on 5.6.2020

Ein eher ungewöhnlicher, aber ebenso wie viele seiner anderen Werke eindringlicher Roman. Nichts Übersinnliches, keine unerklärbaren Vorgänge, ein Buch an den Wurzeln der Existenz: Es geht um Liebe, Sexualität, Sehnsüchte, um Lebensfreude und um den Tod. Auch der Ich-Rezähler, Toru Watanabe, ist im Jahr 1969, in dem ein Großteil der Handlung spielt, erst 19 Jahre alt. Ungewöhnlich für Murakami, der sonst eher Singles in den 30ern zu seinen Protagonisten macht. Murakami schildert das für Watanabe so wichtige Jahr 1969 in der ihm üblichen klaren, ausdrucksstarken Sprache. Alles ist wichtig. Nichts überflüssig. Manche der Gedanken, die Murakami seine Protagonisten äußern lässt, sind so wunderbar, dass man sie am liebsten rausschreiben und an die Pinnwand hängen möchte. Während er seine Wohnsituation im Studentenheim, sein Studium und viele anderen äußeren Einflüsse auf sein Leben eher erträgt und hin nimmt, verwendet er seine Energie auf die Freundschaft zu Naoko. Naokos vor kurzem verstorbener Freund war auch Watanabes bester Freund. Zwischen den beiden entsteht eine enge Bindung. Aber Naoko ist kein einfacher Mensch. Abgründig, rätselhaft, psychisch krank. Ihre Beziehung wird immer wieder auf die Probe gestellt. Ein wertvolles Buch. Nicht leicht verdaulich, selten fröhlich, oft therapeutisch, dabei aber immer wieder tröstend.

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