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Buchstabengeflüster

Posted on 5.6.2020

(Rezi aus 2013) Charaktere: Clara Black ist 34 Jahre alt und hat ihren Verlobten verloren, den sie in ein paar Monaten geheiratet hätte. Dementsprechend ist sie am Boden zerstört und nur noch ein Schatten ihrer selbst. Doch im Laufe des Buches kann man ihren wahren Charakter schrittweise kennenlernen. Leo ist Claras älterer Bruder, der ein typischer großer Bruder aus den Träumen aller Mädchen ist: Er ist wahnsinnig sympathisch, einfühlsam, hilfsbereit und weiß immer das Richtige zu Clara zu sagen. Die Tiefe Beziehung zwischen den beiden ist bei ihren Gesprächen immer erkennbar, auch weil Leo Clara immer neckend „Hosenscheißer“ nennt. Libby ist die Mutter der beiden. Sie hat ihren Mann schon sehr früh verloren, weshalb sie ihre beiden Kinder alleine großzog. Sie weiß wie es ist, den Halt unter den Füßen zu verlieren, weil der Partner gestorben ist, kann Clara aber nicht ihre Trauer nehmen, sondern nur von ihrer Erfahrung berichten. Todd ist Libbys Klavierstimmer und ein sehr engagierter Musiker mit Leib und Seele. Lincoln ist der beste Freund aus Claras Kindheit. Als er mit seiner Familie wegzog verloren sich die beiden aus den Augen. Lincoln ist verständnisvoll und sehr einfühlsam – allgemein ein sehr gefühlsbetonter Charakter. Tabitha ist Claras beste Freundin, die sie jedoch nach dem Tod ihres Verlobten Sebastian von sich wies und deshalb lange keinen Kontakt zu ihr aufgenommen hat. „Tatsächlich war die Liste, die Clara mit zehn Jahren geschrieben hatte, mehr als eine bloße Erinnerung, wer sie einmal war. Sie war eine Erinnerung, wer sie einmal werden wollte, und sie war ein Rettungsring, eine Brücke, die Claras Vergangenheit mit ihrer Zukunft verband, als sie glaubte, keine mehr zu haben. Sie war ein Zeichen der Hoffnung, das sie wieder nach Hause führte. Und sie war das, was Clara letztendlich gelehrt hatte, wieder zu lachen und wieder zu lieben.“ S. 349 Meine Meinung: Das Geschehen in „Die Liste der vergessenen Wünsche“ wird aus der personale Erzählperspektive geschildert. Aus Claras Sicht erzählt die Autorin in der Vergangenheitsform, wie Clara sich nach dem Tod ihres Seelenverwandten fühlt. Im Prolog wird kurz eine Szene aus dem gemeinsamen Leben von Clara und Sebastian wiedergegeben, sodass der Leser erfährt, wie nahe sich die beiden gestanden haben. Danach folgt die Beerdigung des Katers Schweinebraten, als Clara und Leo noch kleine Kinder waren. Im ersten Kapitel ist Sebastian schon seit ca. acht Monaten tot. Seit diesem Zeitpunkt hat Clara sich eingeigelt und von ihrer Familie und ihren Freunden distanziert. Während des gesamten Buches vergeht ein Dreivierteljahr, was durch Ankündigungen der Monate vor mehreren Kapiteln aufgezeigt wird. Es war sehr rührend zu sehen, wie Clara nach einer achtmonatigen Phase der Abschottung während zehn Monaten wieder zurück ins Leben findet. Am Ende jeden Kapitels, in dem sie einen Punkt ihrer Liste abgearbeitet hatte, befindet sich ebendieser Punkt durchgestrichen noch einmal aufgeführt. Die Geschichte von Claras Trauerbewältigung mittels der Liste mit Wünschen, die sie bis zu ihrem 35. Geburtstag erfüllt haben möchte, ist sehr flüssig geschrieben. Die Idee von einfachen Wünschen, wie die Flöte ihres Bruders im Garten wiederzufinden, bis zu unerfüllbaren Wünschen, wie Präsidenten der USA zu werden ist mit diesem sehr breiten Spektrum gut abgedeckt und für eine 10-Jährige realistisch. Die Autorin beschreibt nur die wesentlichen Begebenheiten, und diese dann detailgetreu, sodass der Leser die Umgebung, das Gespräch und die Charaktere aufnehmen kann, als wäre er dabei gewesen. Jedoch hätte ich gerne mehr Begebenheiten miterleben wollen. Die Geschichte war richtig zauberhaft, voller Liebe, aber auch voller Trauer. Diese beiden Emotionen wurden immer realistisch dargestellt. Wenn Clara total traurig war und geweint hat, sind auch mir Tränen in die Augen gestiegen. Wenn sie jedoch in der jeweiligen Situation mit ihrem Freund zusammen war, dann habe ich so viel Liebe wahrgenommen, dass es automatisch ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert hat. Auch die Charaktere waren sehr gut ausgearbeitet, so war z. B. Claras Familie wirklich toll, weil die drei immer füreinander da sind, egal was passiert. Die Entwicklung in Claras Trauerprozess wurde von Robin Gold ebenfalls sehr realistisch dargestellt. Anfangs war Clara so in ihrer Trauer gefangen, dass sie die Gegenstände und die Personen in ihrer Umgebung kaum wahrnahm. Mit jeder Seite des Buches konnte man aber erkennen, dass Clara durch die Ablenkung bzw. dem neuen Ziel ihre Kindheitswünsche wahr werden zu lassen, immer mehr die Trauer verarbeitet bzw. nicht mehr von ihr erdrückt wird und somit wieder zu sich selbst findet. Ein negativer Punkt im Buch ist, dass Clara mit allen Mitteln versucht ihre Wünsche wahr werden zu lassen, manche jedoch gleich von Anfang an abhakt, weil sie diese schon erlebt hat. Beispielsweise musste sie keine Heißluftballonfahrt mehr organisieren, da sie bereits mit ihrem Verlobten Sebastian eine Fahrt in einem Heißluftballon unternommen hat. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Autorin Clara das erst während ihrer Trauerphase erleben gelassen hätte. Es ist ja kein so schwer erfüllbarer Traum, wie Präsidentin der USA werden zu wollen. Das Ende des Buches ist genauso eingetreten, wie ich es mir ab dem Anfang des Buches gewünscht habe. Außerdem kam Clara auf vielen Umwegen zum Ziel, wieder richtig Leben zu können. Auch wenn sie den Schmerz über Sebastians Tod immer mit sich herumtragen wird, ist sie nun wieder glücklich. Fazit: „Die Liste der vergessenen Wünsche“ beschreibt Claras Weg, die Trauer um ihren Verlobten Sebastian zu verarbeiten und wieder ins Leben zu finden. Durch viele authentische und sehr liebenswerte Charaktere und dem tollen Schreibstil der Autorin überzeugt das Buch, auch wenn man sich manchmal mehr Details gewünscht hätte.

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