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Caillean

Posted on 4.6.2020

Pierre in der Sinnkrise und ein kniffliger Mordfall Was hat Pierre Durand nicht schon alles mitmachen müssen in seiner bisher 5-bändigen Laufbahn als Dorfpolizist von Sainte Valerie. Gar nicht so einfach, ihm immer wieder Fälle auf den Leib zu schneidern, die sich einerseits als mysteriöse Mordfälle entpuppen und andererseits logisch zu seiner persönlichen Situation passen (als Dorfpolizist ist man dafür ja eigentlich nicht zuständig und die Zuständigkeit zu generieren ist eine ordentliche Aufgabe für die Autorin!). Diese hat sie diesmal aber gut gemeistert, finde ich. Während Pierre suspendiert ist (Tendenz: endgültiger Ausschluss vom Polizeidienst) und auch gar nicht so recht weiß, wie er sich seinen weiteren Berufsweg vorstellt, geschieht in der Camargue ein merkwürdiger Mord. Pierre, der davon nur im Radio hört, hat ganz andere Sorgen. Seine Freundin will ein Kind und er… weiß nicht so recht, ob er für einen solchen kleinen Welt-auf-den-Kopf-Steller bereit ist. Wo er doch aktuell nicht mal einen Job hat… Um sich eine Denkpause zu verschaffen, überführt er für einen Freund dessen Hausboot in einen anderen Hafen und will ein paar Tage die Stille genießen und in sich gehen. Doch die ersehnte Ruhe währt nur einen Augenblick: im Boot findet er einen jungen Mann, völlig verstört, der etwas von einem Monster in den Sümpfen der Camargue faselt. Pierre wird schnell klar, dass er Zeuge des kürzlichen Mordes war und fängt an zu ermitteln. Die zuständigen Kommissare bekommen Wind von der Situation und dem pfiffigen Ermittler, der keiner mehr ist, und so setzt sich der Präfekt für ihn ein, damit er offiziell Teil des Ermittlungsteams sein kann. Pierre spürt mit allen Sinnen, dass er hier in seinem Element ist… ein anderer Job? Nein, kommt nicht mehr in Frage! Und natürlich bringt er auch diesen Fall zum Abschluss. Pierre ist mir schon immer sehr sympathisch gewesen, ein rundum liebenswerter Kerl, den ich gern bei Ermittlungen begleite. Diesmal hat er es mir allerdings anfangs etwas schwer gemacht, denn seine lethargische Haltung und dieses Gehenlassen passte irgendwie nicht so recht zu ihm. Ich war erst wieder versöhnt, als auch er seine Bestimmung – die Polizeiarbeit – wieder für sich entdeckt hatte.  Den Fall an sich fand ich interessant, auch wenn mir die reli-giösen Verstrickungen der Pfingstgemeinden mitunter ein wenig zu ausufernd beschrieben wurden. Im Zusammenhang mit dem mysteriösen Kettenbrief waren viele religiöse Elemente, alte Sagen und Mythen im Spiel, bei denen ich ganz schön dran bleiben musste, um sie im Kopf zu sortieren. Andererseits machte das den Fall auch wirklich spannend und er bekam eine leicht unheimliche Note. Etwas schade fand ich, dass der junge Louis, der Pierre im Laufe der Ermittlungen so ans Herz gewachsen war, im Finale und insbesondere danach plötzlich keine Rolle mehr spielte. Ich war angesichts der doch recht besonderen Beziehung, die Louis und Pierre entwickeln, davon ausgegangen, dass die beiden den Kontakt auch nach Abschluss des Falles aufrecht erhalten. Leider war von dem jungen Mann auf einmal keine Rede mehr (wenn ich es nicht überlesen habe) und so war das für mich ein loser Faden, der am Ende des Buches übrigblieb. Trotz dieses (für mich) kleinen Mankos ist Sophie Bonnet auch diesmal wieder ein aufregender Ausflug in die Provence gelungen, der mir spannende Lesestunden beschert hat.

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