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TheUjulala

Posted on 4.6.2020

Wunderschöne, berührende aber auch erfrischende Geschichte Die Autorin Katharina Herzog war mir bis dato noch nicht bekannt. Erst bei der Häppchenlesung durfte ich sie mit einer Anekdote ihrer Recherchereise nach La Gomera und einem Auszug aus ihrem Roman “Der Wind nimmt uns mit” kennenlernen. Das war so witzig, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte. Die Insel La Gomera kenne ich zwar nicht persönlich, aber mein Vater war vor einigen Jahren dort und ich kann mir vorstellen dass die Autorin definitiv nicht übertrieben hat. Coverbild Für einen sommerlichen Liebesroman zeigt sich das Cover in einem dafür typischen Stil. In der Mitte steht der Titel in einer Handschrift-Font auf einem roten aquarellverlaufenen Farbkleks. Darum verteilen sich in aquarell gezeichneten Blumen und Pflanzen, die typisch für die Kanareninsel La Gomera sind. Das Cover dieses Romans entspricht dem Layout der Roman-Reihe “Die Farben des Sommers” von Katharina Herzog ein, von der dieses Buch der 3. Band ist. Handlung Die Reisebloggerin und Influencerin Maya möchte 52 Länder in 52 Wochen berreisen. Alles ist gebucht und mit ihren Sponsoren schon vereinbart. Doch eine heiße nacht mit Tobi in Taiwan soll ihr Vorhaben auf die Probe stellen. Sie ist schwanger, und reißt außerplanmäßig und nur mit Widerwillen nach La Gomera, weil sich Tobi dort aufhalten soll und Maya dem werdenden Vater noch einmal begegnen möchte. Aber auf La Gomera lebt auch ihre Mutter, zu der sie schon lange keinen Kontakt mehr hat. Buchlayout / eBook Das eBook ist sehr schön gestaltet. Nach dem Klappentext, der Kurzbiografie über Katharina Herzog und der Widmung wie dem Motto von Billy Idol (was mich besonders freut!), werden die 368 in 54 recht kleine Kapitel aufgeteilt. Jedes Kapitel wird entweder aus der Sicht von Maya oder ihrer Mutter Karoline erzählt und jeweils mit einer Aquarellzeichnung in schwarz-weiß begleitet. Als Kapitelüberschrift dient lediglich der Name der Protagonistin und manchmal auch den Zusatz von Ort und Zeit. Schön wäre vielleicht auch noch eine kleine Übersichtskarte von la Gomera gewesen, um sich mit den Protagonisten orientieren zu können. Idee / Plot Zwei Welten treffen aufeinander. Die Insel der Aussteiger, Esoteriker, Künstler und Gestrandeten - ein Überbleibsel der Hippie Welt aus den wilden 60ern - und Maya, als Reisebloggerin die personifizierte Aussteigerin aus der biederen analogen Welt in die Digitalisierung. Natürlich verspricht das einige wunderbare wie auch komische Begegnungen. Und auch wenn sich Maya der Esoterik verweigert, nimmt die Insel sie immer mehr in den Bann und zwingt sie zur Aufarbeitung der Beziehung zwischen sich und ihrer Mutter. Denn Karoline, wie auch Maya, sind irgendwie auf La Gomera gestrandet. Emotionen / Protagonisten Die 32 jährige Maya steht auf ihren eigenen Beinen. Sie bereist viele Länder und Kulturen und ist eigentlich ziemlich aufgeschlossen. Doch ihre Reiselust ist eher eine Flucht vor ihrer Mutter, Denn sie hat erst spät erfahren, dass Karoline sie in einem Weidenkorb in Barcelona gefunden und mitgenommen hat. Und natürlich verweigert sie nun alles, was mit ihrer Mutter zu tun hat. Trotzdem finde ich sie sympathisch aber auch ein wenig engstirnig. Karoline hat schon früh ihre Liebe zu La Gamora entwickelt und auch zu Alejandro, einem Gärtner des Ansitzes, auf dem Karoline mit ihren Eltern zum ersten mal zu Besuch waren. Auch Karoline ist in ihren jungen Jahren vor ihrem Leben in Deutschland geflüchtet, und auf La Gomera gestrandet. Doch das Schicksal hat es gewollt, dass sie nicht auf der Insel bleiben konnte. Mir haben beide Frauen gut gefallen. Jede muss ihren Weg irgendwie gehen und sind auf ihre Weise tough. Natürlich gibt es einige unausgesprochene Umstände, die beide sehr belasten. Entweder in ihrer Beziehung als Mutter und Tochter zueinander und in ihren eigenen Liebesgeschichten. Handlungsaufbau / Spannungsbogen Der Spannungsbogen wird durch den besonderen Aufbau sehr gut ausgearbeitet. Die Kapitel wechseln sich in der Perspektive ab. Zunächst spielen die Erzählstränge von Karoline in der Vergangenheit. So erhält man gut portioniert über das Buch hinweg die einzelnen Puzzleteile des großen Ganzen, kann sich aber trotzdem gut in die einzelnen Situationen hineinversetzen. Die Entwicklung von Mayas Liebesgeschichte ist zwar schon von Anfang an zu erahnen, trotzdem bleibt der Spannungsbogen über das Buch hinweg erhalten und bleibt durch ein paar Höhepunkte und unerwartete Wendungen weiter interessant. Der Schluß ist dann aber noch mal richtig schön kitschig. Szenerie / Setting Selber war ich noch nicht auf La Gomera, kann mir aber nicht nur die Insel sehr gut vorstellen, sondern auch die Atmosphäre der Aussteiger- und Esoterik-Kultur kommt bei mir sehr gut an. Die Beziehungsgeschichte zwischen Mutter und Tochter, aber auch die Liebesgeschichten der beiden Frauen passen wunderbar in dieses Setting und es gefällt mir sehr gut. Und auch wenn man anfangs über den “Esoterik-Kram” schmunzeln muss, gibt uns die Autorin doch immer wieder ein paar Denkanstöße zu unserem modernen aber auch unachtsamen Umgang mit uns und unserer Umwelt. Sprache / Schreibstil Die Autorin erzählt uns die Geschichte in der Multiperspektive der beiden Frauen im Präteritum. Sprachlich hat mich Katharina Herzog voll überzeugt. Nicht nur der geschickte Aufbau des Buches, sondern auch ihr Sprachstil ist durchweg flüssig, sehr flott und absolut passend. Das Buch hat mir großen Spaß bereitet, aber auch immer wieder berührt. FAZIT Eine wunderschöne, berührende aber auch erfrischende Geschichte über eine Beziehung zwischen Mutter und Tochter, verpackt in einem sehr geschickten Aufbau und spannenden Perspektivenwechsel. Dies wird auf jeden Fall nicht der letzte Titel dieser Autorin für mich bleiben!

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