TheUjulala
Schöne Geschichte leider ohne große Überraschung Als großer Sandra Regnier Fan war es für mich natürlich klar, dass ich auch Anderwelt 2, Das gestohlene Herz lese. Die Pan-Trilogie war die Romantasy, die meine Liebe zu diesem Genre aufflammen ließ. Der Spin-off “Die Anderwelt” spielt auch in der gleichen Fantasy-Welt, aber einige Zeit nach Leander, Cieran und Felicity. Da es sich um einen Folgeband handelt, kann ich nicht ausschließen, dass ich hier auch Informationen preisgebe, die man erst nach dem Ende des 1. Bandes weiß. Coverbild Das Cover des 2. Bandes der Spin-Off Dilogie unterscheidet sich vom 1. Band vor allem in der Farbgebung. Hier ist die filigrane Drachenzeichnung türkisgrün und erhebt sich über felsige Ruinen. Wie schon beim Vorgänger liebe ich dieses Cover und passt sehr gut zu der Story. Handlung Die Anderwelt verwelkt und nur das gestohlene Herz kann die Welt der Elfen retten, wenn es wieder an seinem richtigen Platz steht. Allison ist die einzige, die die Regenpforte wieder verschließen kann. Zu allem Überfluss findet Allison ihren verschwunden geglaubten Freund George völlig verstört in den dunklen Gängen von Mary King’s Close. Die einzige Chance ihren Freund zu retten sieht sie darin, ihn aus dem Herz der Anderwelt trinken zu lassen. Doch dazu müssen sie erst mal den Kelch finden. Auf der Suche kommen Finn und Allison in längst vergessene aber feindselige Gebiete des kleinen Volkes. Buchlayout / eBook Die gut 354 Seiten werden in 35 Kapitel von angenehmer Länge eingeteilt. 2 Kapitel werden dabei aus der Sicht von Finn erzählt und in kursiver Font dargestellt. Jedes Kapitel wird mit einem kleinen Ornament und der Überschrift eingeleitet. Die weitere gestaltung des eBooks bleibt dabei eher schlicht. Idee / Plot Die Welt der Drachen und Elfen wird hier mit der Existenz des kleinen Volkes ergänzt. Alle drei Völker scheinen leben in extremer Feindseligkeit, außer in dem Moment, an dem das Herz der Anderwelt erschaffen und an seinen rechtmäßigen Platz gestellt wurde. Das Gleichgewicht wurde aber durch das Entwenden des Kelches gestört und muss unbedingt wieder hergestellt werden. Das ist eine schöne Idee und bringt auch so einen kleinen gesellschaftskritischen Unterton mit. Denn eigentlich kann dieses Gleichgewicht sehr leicht wieder hergestellt werden, wenn alle drei Völker wieder an einem Strang ziehen. Aber die Machtgier macht dies unmöglich, denn jeder will aus seinen egoistischen Gründen den Kelch besitzen. Emotionen / Protagonisten Mir hat Allison gut gefallen Sie ist recht schlagfertig und trotz ihres Handicaps tough, forsch und mutig. Natürlich ist sie sich ihrer Gefühle zu Finn nicht immer sicher und trotzdem gibt es immer wieder ganz süße Momente zwischen den beiden. Finn hingegen kann ich in diesem Teil nur schwer greifen. Er fällt ein bisschen in seiner Präsenz ab und das finde ich schade. Er hat auch extrem seine Bockigkeit verloren, die ich ja an den Elfen so sehr mochte, wie auch die typische Arroganz nicht mehr vorhanden ist. Das fand ich ja im 1. Band der Spin-off Reihe an Finn so toll. Leider treffen wir in diesem Band nur noch einmal kurz auf Eamon, ansonsten werden Lee und Felicity nur kurz erwähnt. Aber es gibt einen Überraschungscharakter, über den ich hier nichts erzählen kann ohne zu spoilern. Der Charakter hat zwar eine schöne Wendung durchgemacht, war aber von Anfang an vorhersehbar. Handlungsaufbau / Spannungsbogen Nach dem wahnsinns Cliffhanger am Ende des ersten Bandes, ist man natürlich erst mal mächtig gespannt, wie Allison aus dieser Situation entkommen kann. Das ist schon spannend aber passieren tut erst mal nicht so viel. Die Spannung steigt erst sehr viel später, eigentlich erst zum Schluß. Dabei ist der Handlungsaufbau ziemlich lineal und alles passiert so, wie es soll und man als Leser auch selber vorhersieht. Mir hat hier tatsächlich der Überraschungsmoment gefehlt. Ständig habe ich darauf gewartet, dass irgendwo noch ein Joker auftaucht, eine Wendung eintritt oder irgendwas passiert, womit ich nicht gerechnet habe. Das bleibt leider aus. Das macht den Showdown leider auch etwas unspektakulär und den Storyverlauf doch eher flach. Auch war das Ende irgendwie klar, also auch keine Überraschung für mich. Ich finde auch schade, dass diese vermeintliche Überraschung nicht erklärt wurde. Das wirkt mir ein bisschen “zu einfach”. Szenerie / Setting Schön sind die Beschreibungen der Ruinenstadt und auch die Landschaften des kleinen Volkes. Sandra Regnier versteht es dem Leser einfach aber eindrucksvoll und bildhaft die Umgebung zu zeigen. Das hat mir sehr gut gefallen. Auch die Vorstellung der vielen geheimen unterirdischen Gänge wie Mary King’s Close finde ich absolut spannend und würde ich zu gerne auch mal selber besuchen. Sprache / Schreibstil Sandra Regnier hat einen, wie gewohnt, sehr schönen Sprachstil, den ich sehr mag. Sie führt den Leser flüssig durch die Geschichte, ohne sich langatmig an Kleinigkeiten aufzuhalten. Wir erleben die Geschichte vorrangig aus der Perspektive von Allison als Ich-Erzählerin im Präteritum. Lediglich 2 Kapitel sind aus Finns Sicht geschrieben. Es gibt viele schöne Metaphern und freche Dialoge, die mir beim Lesen wirklich Spaß gemacht haben. FAZIT Alles in Allem eine wirklich schöne Geschichte und ein guter Abschluss. Trotzdem haben mir da ein wenig die Überraschungsmomente und der “Wow”-Effekt gefehlt. Ein bisschen schade finde ich auch das plötzliche Ende und das Fehlen von epischen und fulminanten Momenten. Auch der Charakterverlauf war mir einfach zu flach und zu vorhersehbar.