phantastische_fluchten
Mercy Thompson ist tot. Gnadenlos gemeuchelt von ihrer Stieftochter Jessie, deren brutale und hinterlistigen Attacken auch nicht vor ihrem Vater oder Ben halt machen Das Schicksal des Verlierers ist es, genug Cookies für ein Rudel ausgehungerter Wölfe zu backen und Mercy fügt sich diesem Schicksal. Sie fährt zum einkaufen, um die Vorräte aufzufüllen und die Erwartung ihrer Freunde nicht zu enttäuschen. Von diesem Einkauf kehrt sie nicht zurück. Als Adam merkt, wie seine Bindung zu Mercy abreißt, ist er wütend und entsetzt, denn er hat nicht bemerkt, dass sie in Gefahr schwebt. Er kann sie nicht mehr spüren, ist sich aber sicher, dass seine Geliebte nicht gestorben ist. Doch wer würde es wagen, die Gefährtin von Adam Hauptman zu entführen? Stefan, der Vampir, den ebenfalls ein Band mit Mercy verbindet, liefert die ersten Hinweise, denn der Entführungsort stinkt förmlich nach Vampiren. Die Entführer haben zwei gravierende Fehler begangen. Sie haben sich nicht ausreichend über die taffe Automechanikerin informiert und wissen nicht, wer ihre Freunde sind. Und sie unterschätzen Adam Hauptmann und sein Rudel. Nun haben sie eine unerbittliche Kämpferin als Gefangene und einen gnadenlosen Feind auf ihren Fersen. Kommentar: Dies ist der zehnte Band aus der Mercy Thompson Reihe. Muss man diese Reihe gelesen haben? Sicher nicht aber es macht Freude sie zu lesen und sie ist unterhaltsam. Nicht tiefsinnig oder anspruchsvoll aber wirklich sehr unterhaltsam. Es macht Spaß die Entwicklung Mercy zu verfolgen. Von einer widerspenstigen, frechen, vorlauten Automechanikerin, die ihrem Nachbarn das Leben schwer macht, bis hin zu Gefährtin eines der mächtigsten Alphas. Dabei gibt sie sich nie selber auf, sie bleibt sich stets treu, was zu manchen Konflikten innerhalb des Rudels führt. Auch die Auswahl ihrer Freunde macht es Adam nicht immer leicht, Mercy zu beschützen. Sie ist ein Mensch, der Konflikte und Probleme wie magisch anzieht, dass muss auch ihr Entführer bald einsehen. Mercy wäre nicht Mercy, könnte sie sich nicht schnell aus der Falle befreien, in die man sie gelockt hat. Nun ist sie allerdings nackt, alleine, ohne Geld und Pass in einem fremden Land. Es gilt zu überleben, bis Adam sie findet. Schnell merkt sie, dass sie sich in Prag befindet, eine uralte europäische Stadt, in der es vor Wechselgängern, Vampiren, Geistern und magischen Wesen nur so wimmelt. Ihre Anwesenheit bleibt nicht unbemerkt und schon bald machen verschiedenste Gruppierungen Jagd auf sie. Während Mercy versucht zu überleben, macht sie Adam, zusammen mit Stefan, Marsilia und Honey auf dem Weg nach Europa. Sein diplomatisches Geschick ist gefragt, so dass er seinen Wolf, der stets an der Oberfläche lauert, im Zaum halten muss. Er weiß mittlerweile, dass seine Gefährtin entkommen ist, begibt sich aber trotzdem in die Hände ihrer Entführer, da er deren Beweggründe kennen lernen möchte. Er weiß, dass er als Alpha herausgefordert wurde und muss nun beweisen, dass er in der Lage ist, die Seinen zu beschützen. Und nicht nur die, sondern alle magischen Geschöpfe, sie in den Tri-Cities eine Heimat gefunden haben und in Frieden miteinander leben. Man muss nicht alle vorherigen Bände kennen, um der Geschichte zu folgen. Ich kenne Band acht und neun nicht, hatte aber keine großen Probleme, sofort wieder in den Tri-Cities heimisch zu werden. Die Geschichten sind mit einer Prise Humor und einem Augen zwinkern geschrieben und die Diskussionen zwischen dem Alpha und seiner Gefährtin bringen den Leser oft zum schmunzeln. Der Ortswechsel ist interessant allerdings muss ichzugeben, dass ich die Entwicklung in Prag als sehr übertrieben und unglaubhaft empfand. Aber immerhin geht es hier um magische und übernatürliche Wesen, also wer bin ich, an den Geschehnissen zu zweifeln. Wirklich nerv tötend ist allerdings die Übersetzung. Die häufige Verwendung der Satzkombination "als, wie" oder "wie wenn" und noch mehr grammatikalischer Unsinn lassen den Leser oft den Kopf schütteln. Das hat Patricia Briggs nicht verdient. Eine sehr schöne Idee sind die kurzen gedanklichen Anmerkungen Mercys zu jedem Kapitel. Der Wechsel zwischen den Szenarien ist somit leicht erkennbar. Statt der Karte zu den Tri-Cities findet der Leser dieses Mal eine Karte von Prag im Inneren des Buches und hinten eine Auflistung der handelnden Personen. Alles in allem eine spannende und kurzweilige Lektüre für einen verregneten Nachmittag. Es muss nicht immer anspruchsvolle High Fantasy sein, um Spaß an einem Buch zu haben.