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nonostar

Posted on 2.6.2020

Nach dem Tod seiner Eltern ging Amin mit seiner Großmutter nach Deutschland. Erst 12 Jahre später, 1994 ging er wieder zurück in den Libanon wo nun alles fremd für ihn ist. Es fällt ihm schwer sich einzuleben in diesem zerissenen Land, das noch stark durch den Bürgerkrieg gezeichnet ist. Doch in Jafar findet er einen guten Freund und auch seine Großmutter baut sich langsam wieder ein Leben auf. Doch das Leben im Libanon wird weiterhin überschattet von zahlreichen Vermissten, die auf unerklärliche Weise im Krieg verschwunden sind. Pierre Jarawan hat mit "Ein Lied für die Vermissten" ein enorm eindrückliches und berührendes Buch über den Libanon geschaffen. Seine Sprache lädt dazu ein, jedes Wort sorgfältig zu lesen und in sich aufzunehmen und der Geschichte ohne Hast zu folgen. Amin und sein Umfeld ziehen einen in seinen Bann und man kann nur schwer wieder auftauchen aus dieser immer noch sehr zerrütteten Welt. Die Sprache von Pierre Jarawan isr sehr klar und geht doch auch unter die Haut, trifft einen manchmal unvorbereitet und hat mich dennoch enorm berührt. Ich hätte mir zahlreiche Sätze anstreichen können! Das Leben von Amin ist nicht einfach, zweimal wurde er aus seiner gewohnten Umgebung gerissen und die Rückkehr in den Libanon bringt ihn in ein Land, in dem er zwar geboren wurde, das ihm jedoch fremd geworden ist. Vieles was um ihn her passiert versteht er nicht auf Anhieb, die Großmutter und ihre Freunde schweigen und erzählen ihm viele Dinge nciht, um ihn zu schützen und so muss er sich zusammen mit Jafar seinem besten Freund die Dinge selbst zusammenreimen. Dabei lebt er ständig in Sorge um die Großmutter und auch um Freunde. Er versteht nicht alle Traditionen und bringt so manchmal durch gut gemeinte Taten andere in Gefahr. Pierre Jarawan erzählt Amins Geschichte in Teilabschnitten und Rückblenden so dass sich dem Leser nur nach und nach das ganze Bild offenbart. Langsam und oft nur durch Zufall erfährt Amin mehr über seine eigene Vergangenheit aber auch die seiner Eltern und Großeltern und er beginnt vieles zu verstehen. "Ein Lied für die Vermissten" erzählt eine Geschichte über Flucht und Heimkehr, über die eigene Identität und die Suche danach, über Familei und Freundschaft und v.a. auch über Politik und ein angeschlagenes Land, das sich nur langsam von seiner Vergangenheit erholt.

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