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Maya Rottenmeier

Posted on 31.5.2020

Tobias Miller reiste einsam im Herzen und mit viel zu viel Übergepäck auf der Seele und den Hüften, zurück in die Heimat Österreich und somit zurück in seine Vergangenheit, der er vor vielen Jahren in die USA entflohen war. Dieser Psychothriller fing mit einem ruhigen Prolog und passiven Erzählstil an. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen. Im Grunde waren dies einige wenige Seiten des Buches, in denen mich der Autor durchatmen ließ, bevor er mich in die Geschichte riss. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Seite für Seite taten sich neue Abgründe auf. Es folgten hervorragende Rückblenden in die Zeit des Zweiten Weltkrieges, wo die Grundsteine für die Verbrechen der heutigen Zeit gelegt wurden. Dank des beeindruckenden Schreibstils von Herrn Seitz, durfte ich meine Nase tief in die alten Zeiten stecken. Einige dieser Rückblenden waren beim Lesen schwer auszuhalten und erschütterten mich heftig. Zwischendurch fügten sich Rückblenden ein, in denen Tobias Miller ein kleiner Junge war und sich als Erwachsener nur mit Angst und großen Schuldgefühlen an jene Zeit zurückerinnern konnte. Eine Zeit, die ihn nie losgelassen hatte. Eine Zeit, die seine Trauer, um seine kleine Freundin Ilona prägte und der Nährboden seiner Schuldgefühle war. „Das ganze Leben ist ein Todestrakt“ – dieser Gedanke von Tobias tauchte im Buch auf und ließ tief in seine Seele blicken. Ein Mann, innerlich zerrissen, entwurzelt und immer auf der Suche nach etwas, das er bis heute nicht gefunden hat. Durch die Ich-Perspektive im Präsens, die die Sicht von Tobias schilderte, ließ mich der Autor ganz dicht ran. Ich sah alles, roch alles und fühlte alles mit. Da sich die Geschichte in einem Zeitfenster von sechs Tagen abspielte, blieb es dauerhaft spannungsreich. Es gab keinen bedeutenden Leerlauf, denn der Autor ließ eine Dichte entstehen, die mich mit Sogwirkung in der Story hielt. Stellenweise nahmen mir die Spannung und das Tempo den Atem. Ich rätselte mir den Kopf wund, wer der Täter sein könnte und weshalb und wie alles zu den Erzählungen von 1945 passte. Doch immer wieder befand ich mich auf der falschen Fährte und staunte, wenn neue Details eingestreut und meine Ergebnisse somit hinfällig wurden. Alle Figuren in dieser Geschichte erreichten nach kurzer Zeit eine Tiefe, wie ich sie liebe. Ich sah sie vor mir, aktiv handelnd und konnte mich mit ihnen identifizieren. Die Storyline war absolut logisch aufgebaut und Herr Seitz spannte gekonnt die Fäden zwischen den Jahrzehnten. Hut ab vor so viel schriftstellerischem Können. Ich zähle nun einen weiteren Autor zu meinen Lieblingsautoren. Mit diesem Buch hatte ich spannungsgeladene Stunden bester Unterhaltung und dafür möchte ich Herrn Seitz von Herzen Danke sagen. Dieser Psychothriller bekommt verdiente 5 Sterne von 5 wunderbaren Sternen und eine absolute Kauf- und Leseempfehlung von mir.

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