Maya Rottenmeier
Soeben habe ich das Buch beendet. Es hat mich aufgewühlt, zum Nachdenken gebracht, berührt, für einige Momente geärgert, mich umgehend besänftigt und nun zufrieden zurückgelassen. Für mich ist es definitiv eine Herausforderung gewesen, auf die ich mich sehr gerne eingelassen habe. Es ist ein außergewöhnliches und beeindruckendes Buch. Es folgt keiner Stringenz, die ich so sehr liebe. Hier gebe ich die Zügel aus der Hand und es lohnt sich. Rebecca ist innerlich eine zutiefst zerrissene Frau, die eines nie gelernt hat: Entscheidungen zu treffen. Sie steht kurz vor ihrem zweiten Staatsexamen für das Lehramt und ihr Freund Marc möchte gerne Nägel mit Köpfen machen. Ein Traum bringt ihren Freund Jonas aus Kindertagen wieder in ihr Leben und die Gefühle, die sie dabei empfindet, verwirren sie. Marc ist geradlinig, zielorientiert, gutaussehend, intelligent und weiß genau was er will. Jonas hingegen ist ein süßer Wuschelkopf mit Flausen im Kopf, die denen von Rebecca wahnsinnig ähneln. Die drei verbindet eine innige Freundschaft. Sie haben als Kinder und Teenager jede freie Minute miteinander verbracht. Die drei Musketiere. Bis sich etwas ändert. Der Schreibstil ist fantastisch. Geradezu brillant. Atmosphärisch dicht, bildhaft und leicht. Selten habe ich so ein warmes Gefühl beim Lesen. Egal wohin mich die Autorin schickt: Ob in konkrete Kindheitserinnerungen, oder in einen der unterschiedlichen Handlungsstränge – ich fühle mich sofort angekommen. Ich leide mit den Figuren, ich fiebere einer Auflösung entgegen, von der ich nicht weiß, ob es sie geben darf. Ich hadere mit Rebecca und nenne sie einiges rauf und runter, um sie am Ende fest in meine Arme zu drücken. Die Charaktere sind perfekt ausgearbeitet. Von jedem habe ich ein konkretes Bild vor Augen. Ich bekomme ein Gefühl für sie. Ich spüre sie und höre ihre unterschiedlichen Stimmen beim Erzählen in meinem Kopf. Eine Gänsehaut jagt die andere, weil mich so viel dabei berührt. Die Nebencharaktere sind im Grunde fast Hauptakteure, so gut werden sie in die Geschehnisse mit eingebunden. Die Eltern der Musketiere habe ich alle liebgewonnen. Ausnahmslos. Denn jede der Mütter unterhält mich auf ihre Art und oft muss ich lachen. Der Humor in dieser Geschichte gefällt mir ebenso. Er taucht nicht häufig auf, doch unterschwellig lese ich ihn zwischen den Zeilen. Überhaupt gelingt es der Autorin, mir sehr viel vom Text zwischen den Zeilen zu vermitteln. Das erlebe ich nur selten. Die Begeisterung der Figuren in gewissen Handlungen springt auf mich über und steckt mich an. Die ganze Geschichte reißt mich mit. Es ist ein ruhiger Strom, der mich sicher durch die Tiefen der Handlung führt, und ich gebe mich ihm hin und er zieht mich in weniger als einen Tag durchs Buch. Nicht alles ist zu hundert Prozent für mich nachvollziehbar, doch damit kann ich leben. Es gehört einfach zu dieser Geschichte und macht sie dadurch rund. Für dieses berührende Buch vergebe ich 5 großartige Sterne von 5 und eine absolute Leseempfehlung.