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Schon länger kriselt es in der Ehe des Immobilienmaklers Jack Harper und seiner Frau Maria. Als ihm ein alter Kumpel die Dating App Discreet Hookups empfiehlt, kann er schließlich nicht widerstehen und meldet sich an. Schnell lernt er dort eine Frau kennen, die ihn offenbar versteht und sich in einer ähnlich verfahrenen Ehe zu befinden scheint. Sie vereinbaren ein Treffen, doch als Jack am Townhouse der mysteriösen Unbekannten ankommt, macht er eine böse Entdeckung: Sophie Ward wurde ermordet. Er versucht noch, sie wiederzubeleben und wählt dann erst den Notruf, nicht ahnend, dass er selbst nun als Hauptverdächtiger bei der Polizei gilt. Während Jack noch darüber grübelt, wie er seine Frau den nicht erfolgten Seitensprung beibringen kann, zieht sich die Schlinge um seinen Hals langsam zu und die Illusion, dass er Maria die Situation erklären könnte, muss er schon bald begraben, als er nämlich vor verschlossener Wohnungstür steht, zu der seine Schlüssel nicht mehr passen. Er beginnt zu verzweifeln, denn er kann nur noch mit ansehen, wie sein komplettes Leben – Ehe, Beruf, einfach alles auseinanderbricht und ihm zugleich die Polizei seine Version nicht glauben will. Doch dies ist nur der Anfang einer unheilvollen Serie von Ereignissen. Jason Starrs Romane sind vielfach ausgezeichnet worden, neben seinen Krimis ist er in den vergangenen Jahren vor allem in der Zusammenarbeit mit Marvel und deren Comic-Universum erfolgreich gewesen. „Seitensprung“ ist die Rückkehr zum Spannungsgenre. Neben der clever konstruierten Handlung hat mich vor allem die Figur des Protagonisten überzeugt. Jack Harper ist sicher kein Held, Starr verpasst ihm mit dem Beruf des „Immobilienmaklers“ auch ein besonders zweideutiges Profil, dass er darin zudem nicht erfolgreich ist, komplettiert das Bild nur noch. Als trockener und geläuterter Alkoholiker und gescheiterter Rockstar, hat er jedoch eine interessante Vergangenheit, die maßgeblich zu seinem Abstieg beiträgt. Schritt für Schritt entgleitet ihm das Leben, mit jedem neuerlichen Rückschlag verliert er mehr die Kontrolle und seine ansonsten unterdrückten Aggressionen übernehmen. In seiner Verzweiflung weiß er sich nicht zu helfen und verschlimmert seine Lage, egal was er tut, bis er schließlich den Tiefpunkt erreicht und nur noch der Suizid als Lösung im Raum steht. Die Spannung entsteht nicht nur aus der Frage, wer den Mord begangen hat, sondern vor allem daraus, welche falsche Entscheidung Jack als nächstes treffen und wie diese ihn weiter in die Tiefe ziehen wird. Seine Angst, sich nicht mehr aus dem Chaos befreien zu können, nimmt zunehmend mehr Raum ein und schließlich muss er sich fragen, ob er nicht derjenige ist, der sich etwas vormacht, vielleicht ist er ja doch schuldig und hat die Tat nur verdrängt. Obwohl er nur wenig offenkundig Sympathisches an sich hat, ist man doch irgendwie auf seiner Seite, allein schon, weil man wie er die große Ungerechtigkeit der falschen Beschuldigung empfindet. Am Ende ist doch als ganz anders als man dachte und auch wenn man irgendwann vorhersehen kann, wie sich die Ereignisse tatsächlich zugetragen haben, tut dies der Spannung keinen Abbruch, denn nur, weil man weiß, wer die Fäden zieht, ist das noch lange nicht das Ende der Geschichte.