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Posted on 30.5.2020

Der Kunsthändler Reinhold Duschka hatte während des Naziterrors in Wien zwei Menschen in seiner Werkstatt versteckt und deren Leben somit gerettet. Trotz der Gefahr hat er selbstlos eine Bekannte und deren Tochter aufgenommen und sich, so gut es ging, um sie ganze vier Jahre gekümmert. Die wahre Geschichte wird von der damals 10-jährigen Lucia geschildert. Die Geschichte um den Kunsthandwerker Reinhold Duschka kannte ich noch nicht, einzig hatte ich mal am Rande davon gehört, darum habe ich das Buch direkt gekauft, als ich darauf aufmerksam geworden bin. Direkt nach dem Start war ich ein wenig unsicher und musste mich erst einmal einlesen, da der Schreibstil etwas gewöhnungsbedürftig ist. Sehr nüchtern wird eine schier unglaubliche Geschichte erzählt. Was zu Beginn am schüchternen und sachlichen Stil etwas seltsam schien, erwies sich weiterhin als genau die richtige Herangehensweise und man gewöhnt sich auch sehr schnell daran. Die ruhige Erzählart steht in einem so starken Kontrast zum Geschehen, dass das Ganze tiefgreifender ist und irgendwie auch ein wenig leichter verdaulich erscheint. Greifbar waren die Ängste und die Verzweiflung, aber auch der eine oder andere Hoffnungsschimmer. Die Situation in der Werkstatt ist bedrückend. Für Abwechslung sorgen die Arbeit in der Fabrik und der Unterricht den Lucia von ihrer Mutter erhält, da Duschka neben Nahrung und Kleidung auch Schulmaterialien besorgt Auf nur etwas mehr als 120 Seiten wird hier die ergreifende Geschichte eines stillen Helden geschildert. Eines Helden, der gar keiner sein wollte, sondern einfach tat, was ihm richtig erschien – ganz ohne Hintergedanken, sondern auch reiner Menschlichkeit. Wie sich zeigt müssen Helden nicht laut und auffällig sein - ganz im Gegenteil. Gerade die unauffällige und ruhige Art kann auch der Schlüssel zum Erfolg sein. Die richtigen Worte zu finden ist für dieses Buch kaum möglich, denn die emotionale Geschichte wirkt lange nach und das Gefühl dem Buch nicht gerecht zu werden, ist groß. Die Geschichte ist wichtig, erzählt sie von den Nazischrecken, aber auch von einem mutigen Menschen, der sich selbst in Gefahr brachte, um eine Mutter und ihre Tochter zu retten. Gerade in einer Zeit, in der ein gewisser Rechtsruck offensichtlich ist, bleibt zu hoffen, das Zivilcourage und Menschlichkeit dazu führen, dass es künftig keine Duschkas mehr braucht. Die Geschichte zeigt: Man muss kein hollywoodmäßiger Held sein, um Gutes zu tun und Großes zu vollbringen.

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