phantastische_fluchten
Falco, Malaki und Bryna sind in der Akademie endlich akzeptiert. Es war ein langer und schwerer Weg für die Freunde aus Caer Dour. Und Obwohl Falco die Unterstützung von Aurelia, einem alten Kampfmagier, des Chevaliers und der Königin besitzt, legen ihm die Magier immer noch Steine in den Weg. Sie versuchen mit allen Mitteln, Falco zum Scheitern zu bringen. Als der Tag der Prüfung näher rückt, scheinen die Magier ihrem Ziel einen Schritt näher. Denn der Ritus von Assay ist eine Prüfung, bei der sie sicher sind, dass der junge Mann scheitern wird. Und mit dem Scheitern des Rituals wäre es für Falco auch nicht möglich, einen Drachen zu rufen. Meredith und Aurelian Cruz haben Falco auf alles vorbereitet, was ihm im Labyrinth begegnen könnte. Sie konnten ihn jedoch nicht auf die Heimtücke der Magier vorbereiten. Kommentar; Nachdem ich von Band eins völlig begeistert war, hatte ich die Befürchtung, dass der Spannungsbogen im weiteren Verlauf der Geschichte nicht gehalten werden kann. Weit gefehlt! Dieses Buch hat mich in atemlose Spannung gehalten und mir an manchen Stellen tatsächlich die Tränen in die Augen getrieben. Ich erwähne hier Seite 400 und Seite 537. Die Geschichte ist sicher nicht innovativ. Drei Außenseiter, mit Meredith sogar vier, die ihren Weg finden müssen. Die ihr Leben lang wegen ihres Aussehens, ihrer Schwäche oder ihrer Träume gehänselt wurden. Aber was der Autor draus macht ist einfach grandios. Er weiß geschickt mit den Emotionen des Lesers zu spielen und der permanente Szenewechsel sorgt für erhebliche Spannung. Ich fand es auch interessant, dass eine Szene oftmals aus zwei Perspektiven erzählt wurde. Das mag langweilig klingen oder den Eindruck vermitteln, dass der Autor sich wiederholt und somit die Geschichte künstlich in die Länge zieht. Aber ich fand es spannend, ein Ereignis aus der Sicht der Dämonen oder aus der Sicht der jungen Leute zu erfahren. Die verschiedenen Blickwinkel ermöglichen eine breite Palette an Gefühlen. Auf der einen Seite Arroganz und Selbstsicherheit, die Unerschütterlichkeit des Glaubens an den Sieg. Auf der anderen Seite der Mut, die Verzweiflung aber auch die tiefen Bande der Treue und Freundschaft, welche die Kämpfer immer weiter vorantreibt, selbst wenn sie wissen, dass sie nicht gewinnen können. Und hier bedeutet eine Niederlage nicht den Tod sondern ewige Qual. Jeder Tote auf Seiten der Heere von Grimm bedeutet einen weiteren Kämpfer auf der Seite des Bösen. Und immer mehr Kampfmagier fallen den Dämonen zum Opfer, so dass die Soldaten schutzlos der Aura der Dämonen ausgeliefert sind. Falco versucht alles, um die Heere zu schützen doch er kann nicht überall sein und ohne einen Drachen ist er nur ein Krüppel, der seine Fähigkeiten nicht voll einsetzen kann. Er möchte sich schnellstmöglich dem Ritus unterziehen, um einen Drachen rufen zu können, auch, wenn die Gefahr besteht, dass es ein schwarzer Drache sein könnte. Und ich muss sagen, das mich dieser Abschnitt der Erzählung wirklich tief berührt und absolut gefesselt hat. Man kann die Ängste des jungen Mannes nachvollziehen, ist fassungslos darüber, was er alles auf sich nimmt und erträgt und wundert sich, woher er die Kraft nimmt, den Tücken der Magier zu widerstehen. Neben den zahlreichen Schlachten und zeitweise sehr herzzerreißenden Momenten gibt es aber auch Phasen des Glücks und ein bisschen Humor. Wenn Falco auf Fossetta trifft, die Frau, die ihn großgezogen hat oder wenn eine Hochzeit stattfindet. Die Bande, die Alex, Quirren, Falco, Malaki, Bryna und Meredith zusammenhalten sind fest und unzerreißbar und der Glaube aneinander treibt sie zu Höchstleistungen. Nur zum Ende hin wurden mir die Schlachten etwas zu viel und ich habe teilweise Seiten überblättert, weil ich endlich wissen wollte, wie es weiter geht. Da haben mich die ausführlichen Beschreibungen der Kämpfe dann eher gestört. Nicht, weil sie schlecht waren sondern weil ich es nicht erwarten konnte, zu lesen, wie es endet. Der Autor hat seine Figuren zwar klar in Gut und Böse unterteilt, scheut sich aber auch nicht vor unbequemen und unpopulären Entscheidungen, die den Leser teilweise fassungslos zurücklassen. Ich sage wieder nur: Seite 400. Ich kann bei diesem Band kaum sagen, wer meine Lieblingsfigur ist. Ich mag sie einfach alle. Vor allem Aurelian Cruz und seinen Drachen, es ist eine Freude zu lesen, wie sie wieder in die Schlacht ziehen und neuen Lebensmut finden. Dussaules Schicksal rührt einen und man kann seine Verzweiflung, seine Schuldgefühle und seine Trauer verstehen und der Lauf, den die Geschichte nimmt, macht es für ihn nicht einfacher. Ich mag Sidian und natürlich die Freunde. Alle Figuren verfügen über ausreichend Tiefe, so dass sie nicht zu eindimensional wirken. Sie mutieren nicht von jetzt auf nachher zu Helden sondern sie durchlaufen eine glaubhafte Entwicklung. Erschreckend ist allerdings das junge Alter der Kämpfer. Alle sind erst zwischen siebzehn und zwanzig, haben aber Erlebnisse hinter sich, mit denen kaum ein älterer Mensch aufwarten kann. Ihnen zur Seite stehen der Chevalier, Aurelian Cruz und Ritter Cabal, der sich zuerst gegen Malaki stellt. Vieles an der Erzählung erinnert an das Rittertum des Mittelalters, Begriffe wie Ehre, Treue und Pflicht werden sehr hoch gehalten. Es fließen viele französische Begriffe mit ein, vor allem in der Kommandostruktur der Ritter. Die Erzählweise ist sehr flüssig, leider kommt es mehrmals Wortdoppelungen, was aber durchaus an der Übersetzung liegen kann. Das Cover passt sehr gut zu der Geschichte, im inneren gibt es wieder eine Karte, um den Ereignissen zu folgen.