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Akantha

Posted on 29.5.2020

„The Woman in the Window“ von A. J. Finn ist Doktor Anna Fox. Sie leidet unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, die sich in schwerer Agoraphobie – Platzangst - manifestiert. Sie kann seit Monaten das Haus nicht verlassen, nimmt viele Medikamente zu sich und genauso viel Alkohol. Zudem leidet sie sehr unter der Trennung von ihrem Mann und ihrer Tochter. Ihre Tage verbringt sie vor allem damit, ihre Nachbarn zu beobachten. Besonders die neue Familie gegenüber weckt ihr Interesse. Als sie dort eines Abends einen Mord beobachtet, will sie zu Hilfe eilen. Doch nachdem ihre Phobie sie vor dem Haus in die Ohnmacht zwingt, glaubt ihr niemand, was sie gesehen hat. Halluzinationen unter Medikamenten und Drogen, oder ist doch etwas Wahres an ihren Beobachtungen? A. J. Finn schreibt die Geschichte aus Annas Ich-Perspektive. Der Leser erlebt so direkt mit, wie Annas Krankheit ihre Gedanken bestimmt und ihr Leben beherrscht. Zu Beginn ist noch nicht klar, was die posttraumatische Belastungsstörung ausgelöst hat und erst nach und nach wird durch Rückblicke aufgelöst, was genau passiert ist. Die Beschreibungen ihrer Gefühle und Gedanken sind für den Leser beklemmend, doch man wird auch sehr neugierig, wie es zu all dem kam. Früh manifestiert sich eine Ahnung, aber einige Details bleiben lange im Verborgenen, sodass dieser Erzählstrang seine Anziehungskraft nicht verliert. Allgemein sind die Kapitel sehr kurz gehalten, was das Lesen sehr angenehm macht, kann man doch eben ein paar Seiten lesen und findet dann wieder eine gute Stelle zum Pausieren. Gerade am Anfang war dies wichtig, denn dort entwickelt sich die Handlung eher langsam weiter. Natürlich möchte man wissen, was Anna passiert ist, aber der Mord und die Frage, ob er real ist oder nicht, spielt zu Beginn noch keine Rolle. Auch nach dem Ereignis kommt die Aufklärung zunächst schleppend voran. Zum Ende hin nimmt die Spannung dann allerdings rasant Fahrt auf. Es gibt einige ungeahnte Wendungen, die in einem grandiosen Finale enden, sodass die letzten 50 Seiten nur so dahinfliegen. Insgesamt hätten es aber ruhig circa 100 Seiten weniger sein können. Einen zu großen Teil nimmt auch Annas Leidenschaft, die schwarz-weiß Thriller, ein. Für Fans dieses Genres sicherlich ein interessanter Zusatz. Es werden allerdings so viele Szenen, Details und Dialoge aus diesen Filmen wiedergegeben, dass es für Leser, die damit weniger anfangen können, zwischendurch etwas mühsam verläuft. Man ertappt sich dabei, diese Szenen flüchtiger zu lesen, was nicht der Sinn in einem Roman sein kann. Besonders gut gefallen hat mir, dass am Ende des Buches alle offenen Fragen beantwortet werden. Es gibt keine losen Enden und die vormals unstimmigen Punkte und Ungewissheiten fügen sich zu einem logischen Ganzen zusammen. Das ist ein Anspruch, den nicht immer alle Bücher für mich erfüllen können. Bei dieser Geschichte denkt der Leser am Ende aber, dass alles zusammenpasst und kann die Buchdeckel zufrieden zuklappen. Insgesamt eine hervorragende, wenn auch nicht neue, Idee mit unvorhersehbaren Ereignissen. Der Spannungshöhepunkt am Ende kann allerdings nicht vollständig über den langsamen Start und die teils zähe Mitte hinwegtrösten. Daher 4 von 5 Sternen.

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