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woerterwald

Posted on 28.5.2020

„Die Welt in allen Farben“ von Joe Heap (Rezension) Nova war von Geburt an blind. Erst durch eine „Wunderheilung“ erlangt sie das Augenlicht wieder und auf einmal ist nichts mehr so, wie es war. Sie versteht nicht, was für sehende klar ist und hat Gedanken über die Welt, die niemand zu teilen scheint. Erst dachte sie, nach der Operation würde alles gut werden, doch stattdessen muss sie nun alles neu lernen. Doch sie im Krankenhaus Kate kennenlernt scheint alles einfacher zu werden. Auch Kates Vergangenheit war nicht immer leicht, hat ihr Mann Tony sie doch geschlagen und verletzt. Zusammen durchstehen sie ihren Alltag und schnell merken sie, dass zwischen ihnen mehr als nur Freundschaft ist. Dabei ist Kate immer noch mit ihrem gewaltbereiten Ehemann verheiratet und Nova hat genug eigene Probleme. Als sie es dann eines Tages miteinander probieren scheint erst alles in Ordnung und viel einfacher als zuvor, bis sich Tony wieder meldet und Kate droht. Vor lauter Angst verbarrikadiert sie sich in ihrer Wohnung, was Nova auf Dauer nicht aushält, da auch in ihrem Leben nicht alles rund läuft. Spannungsbogen: 2/5 Die Geschichte plätschert einige Zeitlang nur vor sich hin, ohne das sonderlich viel passiert. Tony ist nur recht selten als Bedrohung präsent, dafür geht es sehr viel um die Selbstfindung von Kate und Nova, über die auch abwechselnd geschrieben wird. Die Geschichte ist interessant und ich habe sehr gerne weitergelesen, aber das lag tatsächlich eher an der Idee, dem Schreibstil und der Sympathie, die ich für Kate und vor allem Nova entwickelt habe. Idee: 5/5 Obwohl das Buch vermutlich eher für Ältere ist, konnte mich die Idee wirklich komplett überzeugen. Der Klappentext hat die Geschichte zwar recht gut zusammengefasst, doch die Geschichte an sich hat mir noch einmal deutlich besser gefallen, da es nicht nur eine Liebesgeschichte ist, sondern auch um Tonys Rache, Akzeptanz und Verständnis geht. Charaktere: 4/5 Die Charaktere waren unglaublich authentisch und gerade an Nova habe ich einen ziemlichen Narren gefressen. Sie hatte nie ein besonders großes Problem mit ihrer Blindheit – immerhin war sie ja nichts anderes gewohnt – und ist schon irgendwo ein schräger Vogel, der begeisterungsfähig durch Leben geht. Trotzdem war sie nicht einfach die „typische, verrückte Freundin“, die man ja jetzt ab und zu in New- oder Young-Adult-Büchern findet und welche auch oft lesbisch ist, sondern hatte auch Tiefe, ihre eigenen Probleme und dunklen Momente. Kate dagegen ist recht introvertiert und hat immer das Gefühl, nicht genug zu sein. Sie zeigt Tony lange Zeit nicht an, weil sie nicht einsehen möchte, dass ihre „perfekte“ Welt nicht zerbricht – obwohl sie genau schon längst nicht mehr ist und vermutlich niemals war: perfekt. Mich als Leserin hat es zeitweise aufgeregt, wie stark sie ihre Augen verschließt (manchmal kam es mir sogar so vor, als wäre es zwar Nova, die optisch blind ist, aber Kate, die wirklich nichts sieht.) Allerdings waren all diese Charakterzüge von Kate auch begründet und mir hat es prinzipiell sehr gut gefallen, dass zwei so unterschiedliche Figuren gegenübergestellt wurden. Länge: 4/5 Ich hätte mir tatsächlich vorstellen können, einige Seiten zu streichen, damit die Handlung früher Fahrt aufnimmt. Aber wenn ich mal ehrlich bin muss man doch sagen, dass das Buch eher an Erwachsene gerichtet ist (denke ich zumindest) und es da recht typisch ist, dass es nicht immer zack-zack-zack und Schlag-auf-Schlag geht, wie zum Beispiel… ja, in den Jugendbüchern zum Beispiel, die ich ja sehr gerne und oft lese. Schreibstil: 5/5 Wie genau es der Autor geschafft hat kann ich leider nicht sagen, aber die Seiten sind nur so dahingeflogen. Der Schreibstil ist sehr ruhig und leicht, ich hätte stundenlang so weiterlesen können, obwohl nicht besonders viel passiert ist. Das Buch ist im Präsenz geschrieben und auch von dem Wordbuilding deutlich anders als die meisten Bücher, die ich kenne und hatte einen gewissen Charme, den ich nicht einmal ganz in Worte fassen kann. Meine Meinung: Auch wenn mir ein bisschen Spannung gefehlt hat, hat das Buch beinahe eine Art Faszination auf mich ausgeübt und sich gleich mit mehreren wichtigen Themen beschäftigt. Von mir kriegt „Die Welt in allen Farben“ 4/5 Sternen, wobei man sagen muss, dass ich mir gut vorstellen könnte, dass eine erwachsene Person (oder einfach jemand, der generell älter ist als ich mit meinen 13 Jahren) vermutlich einen anderen Blick auf die Geschichte hat und sie vielleicht anders bewertet. Ich persönlich würde jetzt auf „besser“ tippen, aber das kann ich nicht mit Sicherheit sagen^^ ⭐️⭐️⭐️⭐️ Titel: Die Welt in allen Farben Autor: Joe Heap Verlag: Harper Collins Altersempfehlung: 14+ So bin an dieses Buch gekommen: Über die Buchhandlung Degenhardt, welche es mir aus ihrem Sortiment von Leseexemplaren gegeben hat – noch einmal vielen Dank! Seiten: 480 Seiten Preis: 20,00€

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