Buchstabengeflüster
(Rezi aus 2013) Charaktere: Die Protagonisten dieses Buches sind Piscine Molitor Patel und der Tiger Richard Parker. Pi (gesprochen wie die Zahl π) ist 16 Jahre alt und sehr religiös – er ist Muslim, Christ und Hindu. Weiterhin finde ich, dass Pi sehr schlau und intelligent ist, da ich in sehr vielen Situationen bestimmt nicht so besonnen hätte handeln können wie er. Richard Parker ist ein bengalischer Löwe und – ja, wie sollte ich ihn auch anders beschreiben? – wird von seinen Instinkten getrieben. Außerdem treten am Anfang des Buches noch seine Eltern und sein Bruder Ravi auf. Und noch viele weitere Nebencharaktere. Meine Meinung: Der Roman ist in drei Teile aufgegliedert. Im ersten Teil, der schon fast 1/3 des Buches einnimmt, wird Piscine Molitor Patels Kindheit und Jugend in dem indischen Ort Pondicherry beschrieben. Dabei kann man Pi und die Lebensumstände seiner Familie gut kennenlernen. Der Leser kann beispielsweise gut nachvollziehen, warum Pi die drei Religionen so anziehend findet und nicht nur eine bestimmte von ihnen. Diesen Abschnitt des Buches fand ich fast etwas zu langatmig und war froh, als endlich die Reise von Indien nach Kanada begann. Im Hauptteil des Buches wird beschrieben, wie Pi und Richard Parker ganz alleine auf dem Meer für ihr Überleben sorgen müssen. Man fragt sich, was während 227 Tagen auf dem offenen Meer alles geschehen kann – tatsächlich sehr viel. Es wird so viel beschrieben: Wie Pi mit Richard Parker umgeht, wie er sie beide ernährt, wie Pi sich für Probleme intelligente Lösungen einfallen lässt, wie das Wetter ist, wie das Meer und der Himmel auf Pi einwirken, wie der physische und psychische Zustand von Pi gerade ist, wie er ungeahnte Entdeckungen macht und noch sehr vieles mehr! Das kann man alles gar nicht beschreiben und wenn man es versuchen würde, dann käme eine Zusammenfassung hervor, die dem Buch nicht im Geringsten gerecht werden würde. Also lest es selbst! Im dritten und letzten Abschnitt des Buches wird noch kurz die Zeit nach der Reise auf dem offenen Meer beschrieben. Wobei ich zwei Dinge sehr traurig bzw erschütternd fand. Der Schreibstil ist ganz anders, als der von vielen anderen Büchern – und zwar im positiven Sinne. Nach ein paar Seiten hat man sich daran gewöhnt und wird von dem Schreibstil in die Geschichte hineingetragen. Yann Martel beschreibt die Umgebung und Pis Gefühle sehr gut. Außerdem benutzt er sehr oft Metaphern und Vergleiche, über die ich mich jedes Mal gefreut habe, da sie so passend und außergewöhnlich waren. Ich habe mit Pi gelacht, mit ihm geweint und oft um sein Leben gebangt. Auch wenn ich sehr, sehr selten bei Büchern Tränen in den Augen habe, bei Life of Pi war dies definitiv der Fall. Die Geschichte ist so rührend, gleichzeitig aber auch so voller Lebensenergie und mit sehr vielen Weisheiten bespickt. „Das Meer hatte tausend Gesichter. Das Meer brüllte wie ein Tiger. Das Meer flüsterte ins Ohr wie ein Freund, der einem Geheimnisse anvertraut. Das Meer klimperte wie Kleingeld in der Tasche. Das Meer donnerte wie eine Lawine. Das Meer zischte wie Sandpapier, wenn man Holz damit schleift. Das Meer klang, als ob jemand sich erbricht. Das Meer war totenstill.“ S. 263 „ Das Leben ist wie ein Blick durchs Schlüsselloch, ein winziger Zipfel der Unendlichkeit, den wir erhaschen – was soll ich den anderes tun als mich an diesen einen, kurzen Augenblick zu klammern? Das Schlüsselloch ist doch alles, was ich habe!“ S. 218 Fazit: Yann Martel erzählt eine Geschichte, die wunderschön und erschütternd zugleich ist. Und welche man - wie ich finde - gelesen haben muss.