Akantha
„Die Damaskus Connection“ von Matt Rees ist der erste Teil seiner neuen Reihe über den Immigration and Customs Enforcement (kurz ICE) Agenten Dominic Verrazzano. Dr. Amy Weston, spezialisiert auf die Behandlung von Opfern chemischer Kampfstoffe, hat dringend um einen Termin bei ihm gebeten, wird aber auf dem Weg ermordet. In ihrer Hand hält sie einen Zettel, der einzige Hinweis für Verrazzano, und er findet schnell heraus, dass es um das Nervengas Sarin geht. Andere Anzeichen deuten zudem nach Syrien, mitten in den Bürgerkrieg. Doch dem Ermittler und seinen Kollegen läuft die Zeit davon, um herauszufinden wann und wo die Gefahr droht. Eine kleine Anmerkung vorab: Weshalb der englischsprachige Originaltitel „Damascus Thread“ mit „Damaskus Connection“ übersetzt wurde, erschließt sich mir nicht. Warum wurde ein englischer Titel durch einen anderen englischen Titel ersetzt und das für den deutschen Markt? Meiner Meinung nach hätte man es durchaus beim Originaltitel belassen können. Der Roman wird aus personalen Erzählperspektive geschildert, überwiegend aus der Sicht von Verrazzano, aber zu einem großen Teil auch von seinen verschiedenen Kollegen und dem Antagonisten, sowie wiederum seinen Unterstützern. Dieser Wechsel ist sehr gelungen, da der Leser viele Informationen erhält und immer darauf hinfiebert, dass der Protagonist diese ebenfalls in Erfahrung bringt. Trotzdessen ist der Leser nicht allwissend und muss selbst Zusammenhänge zwischen den einzelnen Informationen herstellen. Er ermittelt also selbst mit, steht allerdings vor weitaus weniger Rätseln als Verrazzano. Unter anderem dieser Figurenwechsel führt aber zu einiger Verwirrung beim Leser. Er lernt direkt viele Charaktere kennen, die wiederum über andere, unbekannte Charaktere nachdenken. Gerade Verrazzano kämpft viel mit seiner Vergangenheit als Soldat und Söldner, hat Traumatisches erlebt und die darin verwickelten Personen verfolgen ihn in seinen Gedanken bis heute. Da er sich selbst natürlich nicht erklären muss, woher er welche Personen kennt, bekommt man als Leser den Eindruck, man hätte schon einen Band der Reihe verpasst, der die Grundlage für die hier auftretenden dramatis personae liefert. Erschwerend hinzu kommt eine sehr hektische Schreibweise. Viele Textpassagen, vor allem Dialoge aber auch Handlungen, musste ich mehrfach lesen, um zu verstehen, wer gerade was sagt oder tut und trotzdem bin ich nicht immer zu einem eindeutigen Ergebnis gekommen. Dies hemmt den Lesefluss ungemein und schmälert auch die Spannung. Spannung war grundsätzlich allerdings umfangreich vorhanden. Die Ereignisse folgen Schlag auf Schlag und es gibt keinen Moment der Ruhe. Das mag für viele Leser angenehm sein, vielleicht die Grundvoraussetzung für einen Pageturner. Ich schätze es hingegen, wenn einzelne Höhepunkte aufgebaut werden, es zwischendurch auch wieder ruhiger wird und sich dann zum Finale außergewöhnlich steigert. Dies war hier nicht der Fall. Die Story hat von Anfang an einen Zeitdruck vorgegeben (grundsätzlich eine gute Idee) und die Charaktere, insbesondere Verrazzano, stürzen von einer lebensgefährlichen Situation in die nächste. Ein so hohes Spannungsniveau ist schwer zu halten, sodass ich sagen würde, Rees hätte aus einigen Passagen sehr viel mehr herausholen können. Die Grundidee rund um den syrischen Bürgerkrieg ist natürlich brisant und top aktuell. Mit dem Thema Nervengas wird außerdem ein Aspekt des Kriegswesens beleuchtet, den man vielleicht eher verdrängen möchte, aber nicht ignorieren darf. Insgesamt komme ich zu 3 von 5 Sternen, weil durch den Schreibstil kein Lesefluss zustande gekommen ist, die Story aber gut und grundsätzlich spannend umgesetzt wurde.