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Akantha

Posted on 25.5.2020

In „Der erste Blick, der letzte Kuss und alles dazwischen“ von Jennifer E. Smith geht es um den letzten gemeinsamen Abend von Clare und Aidan, bevor sie an weit entfernten Colleges studieren werden. Sie sind seit zwei Jahren ein Paar und stehen jetzt vor der schweren Entscheidung, ob sie sich trennen oder die Beziehung über die Entfernung aufrecht erhalten wollen. Ihnen bleiben 12 Stunden um alle wichtigen Stationen ihrer Beziehung aufzusuchen und sich bis zum Ende der Nacht über ihre Wünsche klar zu werden. Die einzelnen Kapitel bezeichnen die Stationen von Clares und Aidans gemeinsamer Reise und geben immer die Uhrzeit an, was für die Orientierung des Lesers sehr praktisch ist. Da es darum geht, sich an ihre gemeinsame Zeit zu erinnern, sind natürlich einige Abschnitte Erinnerungen an die Vergangenheit. Inhaltlich und auf emotionaler Ebene sind diese toll geschrieben, aber es wäre besser gewesen, hätte die Autorin diese auch optisch abgehoben. In kursiver Schrift oder zumindest als neuer Absatz hätte der Leser sich sehr viel besser zurechtfinden können. Aktuell sind die Szenen als Fließtext in den Passagen aus der Gegenwart enthalten, was zum Teil recht verwirrend ist. Mit den beiden Protagonisten bin ich nicht warm geworden: Clare ist egoistisch, übertrieben dramatisch und kämpft überhaupt nicht für ihre Beziehung. Sie hat von vornerein aufgegeben. Aidan hingegen ist sehr romantisch und denkt, er könnte ihre Liebe im Alleingang retten. Das war erst mal sehr sympathisch, aber im weiteren Verlauf des Buches verhält er sich grundlos ablehnend und trifft wenig nachvollziehbare Entscheidungen. Obwohl die Nebencharaktere, die Freunde der beiden, sehr gelungen und liebenswert sind, komme ich mit den beiden Protagonisten nicht so gut klar. Nicht nur für eine Liebesgeschichte, sondern für jeden Roman ein ganz schwerer Stand. Was mir hingegen gut gefallen hat, war der Mangel an Klischees. Es geht damit los, dass Aidan an der Liebe festhält, romantisch ist und Clare die vermeintlich vernünftige, rationale Hälfte. Hier wird mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass die Geschlechterverteilung sonst andersrum ist. Einen weiteren Pluspunkt gibt es für das Ende. Die ganze Zeit war ich mir sicher, wie es ausgehen würde und wurde dann doch überrascht. Mehr sogar: Clare gibt am Ende selbst ganz zynisch wieder, was man in einem Film erwarten würde und das entspricht genau dem, was ich mir auch vorgestellt habe. Ein weiteres Highlight bildet der Epilog, der fünf Monate später angesiedelt ist. Insgesamt finde ich die Idee sehr originell: 12 Stunden die Stationen der Liebe abfahren um dann eine wichtige Entscheidung zu treffen. Allerdings gefallen mir die beiden Protagonisten nicht und wie dramatisch und lebensverändernd diese Nacht dargestellt wird. In der Leserunde habe ich den Begriff „Highschool-Drama“ mehrfach gelesen und finde ihn passend. Da mir das Ende noch ausnehmend gut gefallen hat, gibt es insgesamt 3 von 5 Sternen, denn ohne Charaktere, in die man sich einfühlen kann, bringt auch das beste Ende nichts.

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