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phantastische_fluchten

Posted on 23.5.2020

Alex Verus ist der Besitzer eines kleine Ladens für magische Artikel und Krimskrams in Campden Town. Dass er tatsächlich ein Magier ist und echte magische Gegenstände sein eigen nennt, wissen nur die wenigsten Menschen. Sie wundern sich höchstens, dass das Geschäft so oft geschlossen ist. Denn ob er will oder nicht, Alex Verus wird immer wieder in die Angelegenheiten des weißen Rats hineingezogen, obwohl er weder den Weißmagiern noch den Schwarzmagiern nahe steht. Auch dieses Mal ist es wieder Talisid, der Alex Verus um Hilfe bittet. Immer mehr Magierlehrlinge verschwinden spurlos. Und trotz all ihrer Fähigkeiten gelingt es den Magiern nicht, irgendeine Spur der Entführer oder der Entführten zu finden. Also ist Detektivarbeit gefragt und kaum jemand kann das besser, als der Einzelgänger Verus zusammen mit seiner Auszubildenden Luna. Kommentar: Ehrlich gesagt, mag ich Alex Verus nicht besonders. Die Geschichten werden aus der Ich-Perspektive erzählt und ich persönlich finde den Magier fade, spröde, langweilig und teilweise sehr humorlos. Harry Dresden ist da eine ganz andere Klasse. Aber tatsächlich muss man diesen unabhängigen Magier nicht mögen, um die Geschichten gut zu finden. Aber ich habe das Gefühl habe, dass hier einiges von Jim Butcher kopiert wurde. Auch dort gibt es einen weißen Rat, der gegen die Schwarzmagier vorgeht. Harry wird, ebenso wie Alex Verus, argwöhnisch betrachtet, da er sich nicht den Regeln beugt und lieber für sich bleibt. Und auch Harry Dresden nimmt eher widerwillig einen Lehrling an und bildet ihn aus. Nur hat Harry Dresden eben wesentlich mehr Charme und Humor als Alex Verus. Allerdings machen das die Nebencharaktere dann wieder wett. Allen voran Arachne, die dem Magier in Band eins und zwei schon eine große Hilfe war. Ebenso Sonder und Luna. Leider ist Starbreeze dieses Mal nicht dabei, sie sorgte immer für etwas Humor und einen kleinen Lacher. Dazu kommen neue Charaktere wie die beiden Lehrlinge Anne und Variam, die dem mysteriösen Jagadev unterstellt sind. Diese Figur entstammt der indischen Mythologie, ein Wesen, halb Tiger und halb Mensch. Es existieren kaum noch solche Wesen, da sie von Zauberern und Menschen vernichtet wurden. Daher lebt Arachne auch im Verborgenen und offenbart ihre Existenz nur Freunden und Vertrauten. Alle Spuren führen den Magier auf den Landsitz Fountain Reach, wo ein Turnier der Magierlehrlinge ausgetragen wird. Alex befürchtet, dass an so einem Ort, an dem die meisten Auszubildenden versammelt sind, der Entführer erst recht zuschlagen wird. Bei seinen Ermittlungen stößt der Magier immer wieder auf Onyx, seinem Erzfeind. Durch ihn erfährt er aber, dass auch Lehrlinge der Schwarzmagier verschwinden, ein Detail, das dem Rat bisher nicht bekannt war. Noch ein Minuspunkt: Alex Understatement nervt mich, das habe ich sicher auch schon in den vorherigen Rezensionen erwähnt. Immer wieder betont er, dass er kaum magische Fähigkeiten besitzt und gegen die machtvollen Magier nicht bestehen kann. Erstaunlicherweise gewinnt er jedoch stets, denn er kann durch seine Magie vorhersehen, was seine Gegner planen. Und mag er auch noch so k.o. oder verletzt sein, immer hat er noch ein Ass im Ärmel oder eine Idee, was letztendlich zum Sieg führt. Das mag im ersten Band noch spannend und überraschend sein, im dritten Band ist es dann leider zu vorhersehbar. Desweiteren hat man das Gefühl, dass Benedict Jacka seinen Lesern nicht vertraut. Das führt zu permanenten Wiederholungen. Dass der Mantel von Alex ihn vor anderen Magiern verbirgt und ihn fast unsichtbar macht, wird insgesamt vier Mal ausführlich erläutert. Ebenso die Tatsche, dass seine Sicht in Fountain Reach blockiert ist. Diese Wiederholungen stören den Lesefluss erheblich, ein aufmerksamer Leser kann einer Geschichte folgen und sich Details merken, das sollte sich ein Autor bewusst machen. Einiges hätte man mit einer guten Übersetzung vielleicht wett machen können. Mancher Übersetzer lebt die Geschichten und fügt ihnen eine eigene Lebendigkeit hinzu, hier leider nicht. Aber trotz aller Kritik lese ich die Serie gerne. Ich mag Bücher, die in London spielen und diese Kombination aus Urban Fantasy und Krimi hat ihren Reiz. Zwar stehen Peter Grant und Harry Dresden ganz weit oben auf dem Podest aber Alex Verus ist eine gute Alternative. Ich bin allerdings wesentlich gespannter, wie sich Luna weiter entwickelt und ob sie ihren Fluch beherrschen lernt. Sie ist nicht mehr das einsame Mädchen wie zu Beginn aber immer noch gibt es keine Möglichkeit zu körperlichen Kontakten. Ein Mensch, der ohne Umarmung und Zärtlichkeit aufwächst, ist zu bedauern und man wünscht sich als Leser sehr, dass Luna irgendwann ihren Fluch kontrollieren kann. Mit 400 Seiten sind die Bücher gerade richtig. Die Geschichte wird nicht künstlich in die Länge gezogen (außer die Redundanzen) die Spannung steigt kontinuierlich und strebt ihrem Höhepunkt entgegen. Durch die Nutzung von Portalen können die Akteure schnell hin und her reisen, was die Geschichte ebenfalls beschleunigt. Im Innencover befindet sich eine Karte von London, das Cover selbst passt zu dem der ersten beiden Bände, schön anzuschauen aber nicht sehr aussagekräftig. Bei dem Magier von London handelt es sich zwar um einen dritten Band, die Fälle sind aber jeweils abgeschlossen, so dass der Leser keine Schwierigkeiten hat, der Geschichte zu folgen, auch wenn er Band eins und zwei nicht kennt. Alles in allem gute Unterhaltung für Zwischendurch, auch wenn der Hauptcharakter teilweise nervt. Aber das ist subjektiv und sollte niemanden abschrecken.

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