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sbs

Posted on 22.5.2020

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich „Die Würde ist antastbar“ gelesen und mein Interesse für den Autor entdeckt. Dieses Buch hat mich sogar noch mehr überzeugt, obwohl ich anfangs recht skeptisch war, als ich das Theaterstück entdeckt habe. Wird das nicht ein wenig langweilig einer Gerichtsverhandlung zu folgen? Wird der Stil des Autors, der mich im ersten Buch so begeistert hatte, nicht irgendwie fehlen? Fragen die sich nach Abschluss der Lektüre definitiv verneinen kann. Das Theaterstück war für mich (ich besuche regelmäßig Theater) extrem fesselnd, beim Lesen hatte ich tatsächlich das Gefühl eine Vorstellung zu verfolgen und die Frage, ob man nun 164 Menschen einer Passagiermaschine töten darf, um 70.000 in einem Stadion zu retten, ist extrem gut dargestellt. Pro und Contra sind nachvollziehbar, das Thema einfach brandaktuell und sehr fesselnd. Man sollte sich in unseren Zeiten durchaus damit auseinandersetzen und sich seine Gedanken machen. Das Buch ist relativ schnell gelesen, aber was das Szenario danach an Diskussions- und Nachdenkpotenzial bietet, wird mich sicher noch lange geschäftigen. Meine Einstellung, die ich zum Thema im Vorfeld hatte, ist zumindest etwas ins Wanken geraten und das finde ich klasse. Würde ich den Piloten verurteilen? Vorher hätt ich definitiv mit Nein geantwortet – jetzt ist da ein „Ich weiß es nicht ganz genau“, wobei die Tendenz weiterhin zum Freispruch geht, nur nicht mehr allzu leichtfertig, wie im Vorfeld. Mich hat neben dem Theaterstück auch die Rede zur Preisverleihung für Charlie Hebdo sehr überzeugen können. Hier war ich voll mit dem Autor auf einer Linie – in Grundzügen- aber seine Argumentation hat mir die Augen weiter geöffnet. Ich kann das Buch nur jedem Erwachsenen empfehlen. Man sollte seine moralischen, ethischen und rechtlichen Empfindungen immer wieder mal hinterfragen und prüfen – dafür bietet das Buch jeden nötigen Anreiz.

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