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Ein wenig hin- und hergerissen bin ich nach dieser Lektüre, denn man kann zweifellos sagen, dass Rebecca Martin mit der Sprache und den ehrlichen, teilweise poetischen Gedanken, durch die sich ihre Protagonistin ausdrückt, einen Nerv bei mir getroffen hat; mir Nora als Person aber eher weniger gefällt und ich mich auch nur teilweise mit dem Bild unserer Generation, welches dieses Buch widerspiegelt, identifizieren möchte. Nora nimmt - gedankentechnisch - kein Blatt vor den Mund und spricht mit ihren Zweifeln, ihren Wünschen und ihren Träumen oftmals genau das aus, was sich junge Erwachsene in dieser perspektivlosen Welt voller Perspektiven wohl ebenso häufig denken. Abflauende Gefühle für den langjährigen Partner, die man sich zuerst nicht eingestehen will, dann aber irgendwann unübersehbar sind; der ständige Druck aus seinem Leben etwas zu machen und sich derweil stets selbst treu zu bleiben; die Angst vor Veränderungen und der doch so hartnäckige Traum die große, weite Welt zu sehen und anders zu sein als die anderen ... das sind nur ein paar der Themen, welche in "Nacktschnecken" ihren Platz finden. Es ist also nicht abzustreiten, dass die Autorin ein Händchen dafür hat, genau das aufs Papier zu bringen, was Menschen in meinem/unseren Alter bewegt. Es gab somit viele Stellen im Buch, in denen ich nur zustimmend nicken und ihr Recht geben wollte, doch... ja, jetzt kommt das "doch"... es gab auch viel zu viele Kapitel, die diesen Wunsch nicht bei mir hervorrufen konnten. Das größte Problem hatte ich wohl mit Nora selbst. Sie war nachdenklich und sicherlich authentisch, aber ich konnte sie einfach die meiste Zeit nicht leiden. Das lag einerseits daran, dass sie sich wirklich stets nur mit sich und ihrer eigenen Gefühlswelt beschäftigte, andererseits an ihren fehlenden Ambitionen. Klar, wir erfahren, dass sie Schauspielerin ist, schließlich nimmt dieser Teil ihres Lebens eine wesentliche Rolle im Buch ein. Was wir aber nicht erfahren, ist der Grund für diese Leidenschaft. Warum liebt sie das Schauspielern? Was für Gefühle bereitet ihr das Spielen? Das waren Fragen, die mich wirklich interessiert und deren Beantwortung mir Nora sicherlich etwas näher gebracht hätten, so blieb sie mir jedoch, trotz des andauernden Einblicks in ihren Kopf, fremd. Viel lieber hatte ich dafür ihre beste Freundin Emily und den gutmütigen Paul, die ich irgendwie viel schneller ins Herz schließen konnte. Vielleicht liegt das aber auch nur daran, dass ich ihre Gedanken nicht verfolgen konnte und somit auch kaum negative Seiten der beiden ans Licht kamen. Als letzten Kritikpunkt möchte ich noch anbringen, dass es im Bereich des letzten Drittels des Buches doch manchmal sehr klischeehaft wurde und dabei das Ganze für mich an Authentizität verlor. Ich glaube man hätte die Wendung der Geschichte ein wenig feiner, weniger offensichtlich gestalten können, so hätte ich auch kein ungutes Gefühl gehabt, dem Buch 4 Sterne zu geben. So jedoch musste ich einfach noch einen Punkt abziehen, denn im letzten Teil des Romans störten mich viel zu viele Faktoren.