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collectionofbookmarks

Posted on 19.5.2020

Es ist gar nicht so einfach, das eigene Lieblingszitat zu nennen, denn Matt Haigs neues Buch steckt voller kluger und ehrlicher Sätze, die man am liebsten in die Welt hinaus schreien würde. Sehr glaubwürdig schildert er darin, wie er mitte zwanzig an einer Depression erkrankte und gleichzeitig an starken Angststörungen litt, die es ihm teilweise unmöglich machten, vor die Tür zu gehen. Sein Leben veränderte sich mit einem Schlag, aber das beinahe Schlimmste war, dass keiner sehen konnte, was für schreckliche Dinge in ihm vorgingen, denn - und das sagt er in seinem Buch immer wieder - Depression ist eine unsichtbare Krankheit und genau das macht sie so gefährlich.  Wie man sich nun sicherlich denken kann, ist "Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben" ein sehr persönliches Buch, was zwar hin und wieder auch Kapitel voller Fakten präsentiert, aber zum Großteil aus Haigs Erfahrungen mit dieser tückischen Krankheit besteht. Es ist somit auch ganz klar ein Buch, was Mut machen und die Botschaft übermitteln soll, dass man, selbst wenn man glaubt, der einzige Mensch auf der großen weiten Welt zu sein, der jemals solch ein Tief erlebt hat, nicht alleine ist. Dieses Vorhaben gelingt dem Autor ziemlich gut, was auch daran liegt, dass er zwischendurch auf andere berühmte Fälle von Depressionen eingeht, seine eigenen Leser zu Wort kommen lässt und eigene (meist sehr gesellschaftskritische) Interpretationen der Krankheit mitteilt. Man spürt mit jeder Seite, dass dieser Mann Ahnung hat, dass er weiß, wovon er spricht und er eben kein Arzt ist, der diese Erkrankung (nur) untersucht, sondern ein Schriftsteller, der schreiben muss, um damit fertig zu werden. Und trotz all der positiven Nebenffekte hatte diese Intimität auch etwas Negatives an sich. Depressionen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch, das sagt auch Haig, und so muss auch jeder für sich seinen Ausweg aus dieser Krankheit finden. Wenn man jedoch Herr Haigs Umfeld betrachtet, bestehend aus einer verständnisvollen Frau, die ihn bedingungslos liebt; Eltern die ihn unterstützen; eine Schwester, die für ihn da ist, dann fragt man sich doch, was all jene Menschen tun sollen, die solch eine Hilfe nicht haben, insbesondere wenn man bedenkt, dass Haigs Antwort auf alles "Liebe" zu sein scheint. Ich weiß, dass dieses Buch kein Ratgeber ist, aber ich finde, dass es manchmal auch das Potential eines Mutmachers verliert, indem es ungemütliche Fragen (ja, noch ungemütlichere Dinge, als die Krankheit selbst) verschweigt und die depressiven Menschen ausschließt, die nicht so viel "Glück" haben wie der Autor.

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