kimvi
Nach einer Lesung aus seinem neuen Krimi „Heidefieber“ wird der Schriftsteller Armin Breddeloh tot aufgefunden. Und zwar so zugerichtet, wie ein Opfer aus seinem Krimi. Den Ermittlern kommt schon bald der Verdacht, dass ein anderer Krimiautor dem Kollegen den Erfolg missgönnt und ihn deshalb auf diese Weise ermordet hat. Doch bei diesem einen Mord bleibt es nicht! Es trifft weitere Autoren aus dem Regionalkrimi-Genre und immer kommen sie auf eine Art zu Tode, die in ihren Krimis beschrieben wurde. Da der Serientäter keine Spuren hinterlässt, tappen die Ermittler zunächst im Dunkeln. Das Blatt scheint sich endlich zu wenden, als ein Bekennerschreiben auftaucht… Klingt spannend, oder? Als absoluter Krimi- und Thrillerfan fühlte ich mich von der Inhaltszusammenfassung sofort angesprochen und konnte es gar nicht abwarten, eine Story zu lesen, in der sich ein Killer durch die Regionalkrimiautorenszene „arbeitet“. Mein erstes Gänsehaut-Erlebnis stellte sich bereits nach wenigen Sätzen ein. Es handelte sich allerdings nicht um einen wohligen Schauer, der von der spannenden Handlung ausgelöst wurde, sondern um die erste Sichtung der konsequenten Verwendung von „ß“ statt „ss“, wie zum Beispiel daß oder mußte. Da „SoKo Heidefieber“ das erste Buch war, das ich von Gerhard Henschel gelesen habe, wusste ich nicht, dass ich mich auf diese Besonderheit einstellen musste und konnte deshalb nicht verhindern, dass ich dadurch in ständiger Regelmäßigkeit aus dem Lesefluss gerissen wurde, weil sich meine Nackenhaare bei dem Anblick sträubten. Ich habe mich zwar damit abgefunden, dass der Autor sein orthographisches Hausrecht in diesem Roman ausübt und die Besonderheit hingenommen, doch gefallen hat es mir nicht. Dennoch habe ich versucht, mich auf diesen überregionalen Krimi einzulassen. Dabei habe ich schnell festgestellt, dass dieser Krimi nicht nur überregional, sondern eher als Persiflage anzusehen ist. Denn der Autor zog gekonnt alle Register, um das beliebte Regional-Krimi-Genre intelligent zu verspotten. Bei den Ergüssen, die die später ermordeten Krimiautoren ihren Lesern zugemutet haben, konnte ich gut nachvollziehen, dass ein Charakter auf die Idee kam, dass es sich bei den Morden um angewandte Literaturkritik handeln könnte. Beim Beobachten der teilweise sehr skurrilen Akteure und ihrer noch merkwürdigeren Handlungen, musste ich einige Male unverhofft schmunzeln. Der Täter mordete sich mit rasender Geschwindigkeit durch die Regionen. Deshalb wirkte die Handlung auf mich ziemlich sprunghaft, wobei mir auch stellenweise der rote Faden entglitt. Die Dialekte der unterschiedlichen Regionen fand ich zunächst noch sehr erfrischend, doch irgendwann begannen sie mich etwas zu nerven. Das setzte sich dann leider auch mit den überspitzt bedienten Klischees fort. Denn es dürfte kaum eins geben, was vergessen wurde. Am Anfang wirkte das auf mich noch sehr humorvoll, doch auf Dauer war es mir zu viel. Für meinen Geschmack wäre weniger hier deutlich mehr gewesen. Denn mein Interesse am Geschehen begann von Seite zu Seite abzunehmen, sodass die Handlung auf mich zum Schluss nur noch zäh und langatmig wirkte. Immerhin habe ich bis zum Ende durchgehalten. Ich mag es durchaus verrückt und gerne unterhaltsam. Doch mich konnte dieser überregionale Krimi leider nur bedingt begeistern. Da sich über Geschmack ja bekanntlich streiten lässt und mir wahrscheinlich das nötige Kunstverständnis fehlt, um dieses Werk gebührend zu würdigen, kann ich nur empfehlen, selbst zum Buch zu greifen und sich eine eigene Meinung zu bilden.