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SternchenBlau

Posted on 18.5.2020

Claudia Hammond gelingt mit ihrem Sachbuch „Tick, Tack“ ein faszinierender Einblick, wie wir Menschen Zeit wahrnehmen, abspeichern und abschätzen. Oder, wie die Unterzeile lautet, wie unser Zeitgefühl im Kopf entsteht. Beim Lesen habe ich ganz viel Neues gelernt und vieles für mich mitgenommen. Hammond ist Psychologin und Journalistin sowie Moderatorin u.a. bei der BBC. In ihrem Buch verweist sie auf viele spannende Experimente und erstaunliche Fallbeispiele, um unterschiedliche Ansätze der Zeitforschung und -konzepte vorzustellen. So viel spielt in die Zeitwahrnehmung hinein: Kulturelle Vorstellungen und individuelle Erfahrungen, so geht es manchen Menschen zum Ende des Sommers hin schlechter, „eine Art Katerreaktion auf den jahrelang erlebten Zwang, bald wieder in die Schule zu müssen“. „Zeit ist also sowohl etwas Persönliches, als auch etwas, das wir mit anderen teilen.“ Was ich so erstaunlich finde – und was die Aufgabe Hammonds für dieses Buch auch etwas kompliziertet macht – ist, dass die Forschung der Zeit ziemlich am Anfang steht und das es bislang offensichtlich wohl mehrere Taktgeber im Menschen gibt, die die Zeit messen: „Da nun also nicht nur eine Uhr für alles zuständig ist – heißt das, wir besitzen tatsächlich mehrere und messen mit jeder eine bestimmte Zeitspanne?“ Ich habe in dem Buch sehr, sehr viele Stellen angestrichen, weil ich einfach fasziniert war, wie unser Kopf funktioniert. Man weiß z.B. mittlerweile, dass die Zeitwahrnehmung bei Menschen mit Depression anders ist. Und Hammond erzählt, welche verblüffenden Ansätze Forschende unternehmen, um hinter dessen Geheimnisse zu kommen. Hammond stellt in ihrem Buch viele tolle Menschen vor, die freiwillig oder unfreiwillig, z.B. in Gefangenschaft oder im KZ, etwas für die Zeitforschung etwas beigetragen haben, so auch Viktor Frankl, den Begründer der Logo-Therapie und Shoah-Überlebender, den ich von ganzem Herzen bewundere. Da sie auf einige Personen immer wieder eingeht, war ich dann manchmal zwei, drei Sätze etwas verloren, wer das denn nun wieder war. Und an ein paar Stellen wurde es mir dann doch zu anekdotisch und manchmal etwas zu ausführlich. Darum war das Buch aber nicht ganz perfekt, warum ich 4 und nicht 5 Sterne gebe. Am Ende gibt Hammond noch für acht „Problemfelder“ der Zeit Tipps, wie wir unsere Wahrnehmung etwas verändern können, wenn wir das möchten: Dieser Teil fasst das Buch nochmal sehr witzig und pointiert zusammen. Fazit Ein schönes Sachbuch zu einem faszinierenden Thema mit vielen anschaulichen Studien und Fallbeispielen. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter. Weil es mir manchmal etwas zu anekdotisch war, vergeben ich sehr gute 4 von 5 Sternen.

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