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zauberberggast

Posted on 17.5.2020

Von Zauberern, Papageien und der Liebe Graham Swifts kurzer Roman "Da sind wir" ist geballtes Erzählen, Narration im Zeitraffer gewissermaßen. Es ist eine Geschichte über das Leben dreier Menschen aus dem britischen Showbusiness des 20. Jahrhunderts - Kollegen, Freunde, Geliebte. Im Mittelpunkt steht Ronnie Deane, der Zauberer. Er wird 1931 in bescheidenen Verhältnissen in London geboren und erlebt als Kind die Kriegsjahre in Großbritannien. Seine Mutter bringt ihn während der Zeit der Bombenangriffe bei einem vermögenden Paar in Oxfordshire unter, das sich als Mitbegründer der Organisation "Oxfam" sozial engagiert. Sein Pflegevater Eric Lawrence bringt ihm das Zaubern bei und Ronnie macht es zu einer Karriere. Während seiner Armeezeit lernt er den Show-Produzenten, Schauspieler und Entertainer Jack Robbins kennen, in dessen Shows er auftritt. Seine Assitentin Evie White wird auch zu seiner Lebenspartnerin abseits der Bühne. Während eines Sommeraufenthaltens 1959 in Brighton, bei dem Evie und Ronnie als Pablo & Eve bei Jacks Bühnenshow auftreten, ändert sich das Leben der drei Showmenschen für immer. Die Lebensgeschichten der drei Hauptfiguren werden sehr schnell erzählt (teilweise im Modus: Dann passierte das und dann das…), scheinbar ohne Tiefe, zweidimensional. Erst als wir mit Evies Perspektive konfrontiert werden, bekommt das Ganze ein reflexives Gerüst, die Narben und Verletzungen der Figuren sowie ihr Lebensdrama werden sichtbar. Wir haben einen allwissenden Erzähler, der zwischen verschiedenen Perspektiven, Zeiten und Ereignissen hin- und her springt. Manchmal geht der Perspektivwechsel sehr schnell und man muss aufpassen, dass man den Zeitsprung von 50 Jahren überhaupt mitbekommt. Graham Swift ist ein Erzähler der alten Schule - er beschränkt sich auf das Wesentliche, festgehalten in einer reinen, gekünstelten Prosa, die in Wechselwirkung mit dem schillernden Show-Beruf der Protagonisten steht. Swift schält die Geschichte gewissermaßen und zurück bleibt das zerstückelte Fruchtfleisch, in das der Leser getrost hineinbeißen kann, wie in reifes Obst. Eigentlich ist das Buch von seiner Form her eine klassische Novelle. Das Leit- bzw. Falkenmotiv ist hier der bunte Papagei, der auch bei der "unerhörten Begebenheit", die gegen Ende erzählt wird, eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Erzählen auf die klassische Art also. Experimentell ist das nicht und will es auch nicht sein. Es ist solide, eine interessante Geschichte, denn der Leser bekommt einen Einblick in einen Bereich des Showbusiness, der noch vor allen anderen auf Effekthascherei, Täuschung, Illusionen und Tricks basiert. Eine schön erzählte Geschichte einer Dreiecksbeziehung, bei der ein Beteiligter am Ende den Kürzeren zieht, aber nicht unbedingt ein Meisterwerk.

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