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frauschafski

Posted on 17.5.2020

Eine weitere Familientragödie wird aufgedeckt Dolores Redondo mag in ihrem spanischen Epos durchaus „moderne“ Ideen verwursten. Manuel, unser Protagonist ist schwul und war verheiratet mit Álvaro, der nun tot ist. Und wie plötzliche Tode es manchmal so in sich haben, ist auf einmal nicht mehr so ganz sicher, ob das denn ein Unfall war. Hinzu kommt, dass Álvaro scheinbar adliger Herkunft war und der Schuft seinem verwitweten Mann davon kein Sterbenswörtchen erzählt hat. Ein handfester Skandal, nach dem sich die Waschweiber die Finger lecken. Und so wird über viele hundert Seiten ordentlich Schmutzwäsche gewaschen. Die Geheimnisse bauschen sich auf, türmen sich übereinander, bis zum Ende – oh Wunder – das ganze Kartenhaus in sich zusammenstürzt. Dazwischen gibt es ein paar wirklich nett gezeichnete Charaktere, wie beispielsweisen den pensionierten Polizisten Noguiera, dessen Zusammenspiel mit Manuel so ziemlich das interessanteste am ganzen Roman ist. Langwierigkeit kann man der Autorin allerdings nicht vorwerfen, lesen lässt sich das alles ohne Schmerzen. Dennoch war mir die gesamte Story zu blass, die Figuren teils zu klischeebeladen. Und die vermeintlich furchtbaren Skandale entstammen einem Repertoire, das jeder Daily Soap Ehre macht. Aber aus diesem Grund findet ein solcher Roman seine Leser*innen, und aus diesem Grund war das nicht wirklich mein Geschmack. Fazit: Inhaltlich für mich völlig unbedeutend und blass, schreibtechnisch durchaus lesbar mit ein paar schönen Charakterzeichnungen. So mittel.

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