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stephanienicol

Posted on 15.5.2020

Spoiler Warnung!!! Protagonistin der Geschichte ist Robin, Psychotherapeutin mit eigener verkorksten Familiengeschichte. Nachdem ihre Schwester Melanie, zu der sie ein äußerst schwieriges Verhältnis pflegt, sie darüber informiert, dass ihr Vater, dessen neue Frau Tara und auch die zwölfjährige Tochter dieser angeschossen wurden, beschließt Robin in ihren Heimatort zurückzukehren, dem sie schon vor Jahren den Rücken gekehrt hatte. Dort geraten vor allem Melanies autistischer Sohn Landon und Robins und Melanies Bruder Alec in Verdacht, die grausame Tat begangen haben. Die Geschichte wird aus Robins Ich-Perspektive erzählt. Robin ist nicht überrascht, dass ihr Vater angeschossen wurde, schließlich gehört dieser nicht gerade zu den sympathsichsten Menschen. Selbst seine Kinder hassen ihn, mit seiner cholerischen und selbstgerechten Art, hatte er für seine Kinder nicht viel Liebe übrig. Somit hätte jedes der drei Kinder ein Motiv gehabt. Vor allem sein Sohn Alec, nachdem sein Vater nach dem Tod seiner Mutter, seine Ex-Verlobte geheiratet hat. Zudem wird Robins Vater von ihr als arroganter Egoist beschrieben, der nur seine eigene Macht und seinen Reichtum im Kopf hatte und diesen auch gern mit seiner protzigen Villa für alle anderen Menschen zur Schau stellte. Somit gäbe es genug Menschen, die ein Motiv dafür hätten, auf Robins Vater und auch auf seine Frau Tara zu schießen. Dennoch bleibt die Frage, welches Monster schießt auf die zwölfjährige Cassidy? Zunächst muss ich sagen, dass die Geschichte durchaus ihren Reiz hat. Wer allerdings einen blutrünstigen, brutalen Thriller lesen möchte, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen. Diese Erwartungen werden hier ganz bestimmt nicht erfüllt. Die Geschichte nimmt eher gemächlich ihren Lauf und setzt den Fokus auf die zerrüttete Familiengeschichte und das Auflösen des Falls. An manchen Stellen erscheint die Geschichte daher etwas langatmig, allerdings liest sich die Story sehr flüssig, was besonders Joy Fieldings Schreibstil zu verschulden ist. Diesen erkennt man deutlich wieder, er ließ mich durch die Seiten fliegen. Durch die Behandlung der familiären Probleme im Vordergrund des Geschehens, habe ich oftmals vergessen, dass es sich hierbei um einen Thriller handelt. Ich musste nicht vor Spannung den Atem anhalten, zwar bleibt diese konstant erhalten, aber eher auf einem mittelmäßigen Niveau, ohne Höhepunkte. Das Rätseln kommt hier nicht zu kurz, allerdings fehlt das gewisse Etwas, dass mich an dieses Buch fesseln sollte. Mit jedem neuen Charakter erkennt man eine potentielle Chance, dass dieser der gesuchte Täter sein könnte. Das ist ein großer Pluspunkt für diesen Roman, da bis zum Ende nicht klar wird, wer es wirklich getan hat. Die Charaktere waren wie immer gut ausgearbeitet, allerdings konnte ich mich mit keiner der Figuren so wirklich anfreunden. Die Protagonistin Robin war mir eine Spur zu weinerlich, hier hat die Autorin meiner Meinung nach, etwas über die Stränge geschlagen mit Robins „Kaputtheit“ und psychischen Problemen. Wegen jeder Kleinigkeit bekommt sie eine Panikattacke und an manchen Stellen wirkte das auf mich fehl am Platz. Sie ist außerdem sehr schüchtern und nicht selbstbewusst genug. Dennoch waren die Emotionen zum größten Teil gut dargestellt und glaubhaft. Die Auflösung des Falls ist überraschend gut gelungen, sehr genau durchdacht. Allerdings kommt diese nicht Schritt für Schritt, sondern viel zu plötzlich. Daher wird sie auch zu kurz gehalten. Auch wenn ich nicht mit dieser Wendung gerechnet habe, konnte mich das Ende nicht komplett überzeugen. Solange du atmest ist nicht Joy Fieldings bester Thriller. Die Spannung ist zwar da, allerdings nicht übermäßig. An manchen Stellen tröpfelt die Geschichte vor sich hin, so richtig konnte sich das Thriller-Feeling nicht bei mir einstellen. Das Ende ist von der Idee her sehr gut durchdacht, kommt aber viel zu plötzlich und auch zu nebensächlich. Schade! Nicht schlecht, aber auch kein Jahreshighlight.

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