dajobama
Mein Name ist Monster- Katie Hale Eine Dystopie, die mich im Grunde bereits mit dem ersten Satz hatte: "Wenn die Welt in Flammen steht, vergisst man leicht, dass es Eis gibt. Die meisten vergaßen es, nicht alle." Zu Beginn des Romans lernt man die Protagonistin kennen. Eine junge Frau, die nach diversen Katastrophen, die die Menschheit ausgelöscht haben, im Saatguttresor auf Spitzbergen überlebt hat und nun mit einem Boot an der schottischen Küste angeschwemmt wird. Sie wandert durchs Land, immer auf der Suche nach Vorräten, die ihr das Überleben sichern sollen. Man hat den Eindruck, sie genießt die Einsamkeit, verspürt eher so etwas wie Erleichterung angesichts der leeren Städte und Dörfer. Da trifft sie eines Tages auf eine weitere Überlebende, ein junges Mädchen. Wenn das Ende über die Menschheit hereingebrochen ist und nur noch eine einzige Person übriggeblieben ist, würde man sich als Leser jemanden wünschen, der so ziemlich anders ist als "Monster", wie sich die Protagonistin nennt. Denn diese ist leider alles andere als eine Sympathieträgerin oder Heldin. Sie war schon als Kind eigenbrötlerisch und wenig empathisch. Ein Psychologe könnte mit Sicherheit eine entsprechende Störung diagnostizieren. Doch in Rückblenden erfährt man, dass sie genau durch diese Eigenschaften Kriege und Seuchen überleben konnte. Tatsächlich fand ich diese Erklärung sehr schlüssig. Nun nimmt sie sich tatsächlich guten Willens dieses Mädchens an. Kurzerhand macht sie sich selbst zu "Mutter" und überträgt ihren alten Namen "Monster" auf das Mädchen, das eine Kämpferin werden soll. Es ist zunehmend tragisch zu lesen, wie „Mutter“ ständig an ihrer fehlenden Emotionalität und Fähigkeit zur Empathie scheitert und das Zusammenleben dadurch zur Qual wird. Ist diese Geschichte im ersten Teil eine klassische Dystopie - man erfährt einiges über die Hintergründe der Auslöschung der Menschheit und begleitet die Protagonistin auf ihrem Überlebenskampf in einer beinahe leeren Umgebung, gibt es etwa bei der Hälfte des Romans einen krassen Einschnitt. Das Mädchen taucht auf und die Macken der Hauptfigur treten voll zutage. Wie auch soll eine Frau Ende Zwanzig, die niemals körperliche Nähe zulassen konnte, nun einfühlsam auf das sexuelle Erwachen einer Jugendlichen eingehen. Diese fehlerbehaftete Beziehung nimmt nun sehr viel Raum ein. Ich persönlich fand das aber sehr spannend, da die beiden, ohne irgendeine Einwirkung von außen, sich auf Gedeih und Verderb gegenseitig ausgeliefert sind. Sprachlich hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, es sind kurze Kapitel und die Autorin glänzt durch eine prägnante, ausdrucksstarke Erzählweise. Ein durchaus unbequemes Buch, eine Dystopie, die klassisch beginnt und dann einen ganz anderen Verlauf nimmt. Trotz allem, ein Buch, das ich regelrecht verschlungen habe! Insgesamt ein sehr gelungenes Debüt. 5 Sterne