Profilbild von ankasgeblubber

ankasgeblubber

Posted on 14.5.2020

[Da es sich um den 3. Band einer Trilogie handelt, kann meine Rezension SPOILER zu den beiden vorherigen Bänden enthalten.] "Die Vernichteten" war in den letzten Wochen mein kleines Sorgenkind. Viel zu lange habe ich an diesem Buch herumgelesen. Ja, "Die Vernichteten" ist über 500 Seiten stark, doch sollte sich ein fesselndes Trilogie-Finale nicht ein bisschen flotter lesen lassen? Schlussendlich hat der Abschlussband dieser Trilogie für mich noch einmal das widergespiegelt, was ich schon bei den anderen beiden Teilen feststellen musste. Der Plot ist unglaublich komplex und gut durchdacht, Detail-Liebhaber werden hier voll auf ihre Kosten kommen. Ich war beim Lesen immer wieder beeindruckt von Rias besonderem Talent Menschen lesen und beeinflussen zu können aber auch von den sehr atmosphärischen Beschreibungen der Schauplätze und der Zeichensprache des Clans. Ursula Poznanski hat ihre Figuren, insbesondere Protagonistin Ria, wunderbar herausgearbeitet und mir näher gebracht, sodass ich mich komplett in sie hineinversetzen konnte. "Man hat mich gelehrt, Verantwortung zu tragen, aber nicht so unglaublich viel davon." (Zitat, S. 33) Es fiel mir leicht, nach der Pause zwischen Band 2 und Band 3 in die neue Geschichte einzutauchen. Die wichtigsten Fakten und Erkenntnisse werden geschickt ins aktuelle Geschehen mit eingeflochten, sodass ich mich gemeinsam mit Heldin Ria an die vorausgegangenen Erlebnisse erinnern konnte. Wie schon Band 2 hält auch das Trilogiefinale so einige neue Enthüllungen bereit. Geheimnisse werden gelüftet und Verschwörungen aufgedeckt. Es gibt ein Wiedersehen mit alten Bekannten, aber es tauchen auch neue Figuren auf, die Licht ins Dunkel bringen und Ria mehr über ihre Vergangenheit erfahren lassen. Immer weiter tastet sich die junge Heldin vor, bis sie schließlich auf die unfassbare Wahrheit stößt. "... ich weiß nicht, wie viele Wahrheiten ich noch vertragen kann. Einmal Gehörtes lässt sich nicht wieder ungehört machen."(Zitat, S. 403) Was mir an dieser Dystopie ganz im Allgemeinen fehlte, waren das Tempo und die Spannung. Ich liebe die (Jugend-)Thriller der Autorin, die an Spannung, rasantem Tempo und Genialität kaum zu übertreffen sind. Wahrscheinlich fiel es mir deshalb so schwer, die gedrosselte Geschwindigkeit und den neuen Erzählstil in der Eleria-Trilogie zu akzeptieren. Ich schlich durch die Seiten, trieb mich immer wieder selbst an, mit der Hoffnung auf ein episches Ende, ein Finale wie ein Feuerwerk. Was ich schlussendlich bekam war eine für mich weder überraschende noch besonders fesselnde Auflösung. Mir ist klar, dass hier mehr wert auf die Entwicklungen der einzelnen Charaktere, die Gefühle und das Zwischenmenschliche gelegt wurde, trotzdem hat mir der Sog, den die anderen Poznanski-Titel auf mich ausgeübt haben, gefehlt. "Es ist, als wäre ich plötzlich mehr ich selbst als je zuvor."(Zitat, S. 212) Aufgrund des genialen Konzepts, der tollen Konstruktion und der vielen kleinen Details sowie der authentischen Übermittlung von Atmosphäre & Gefühlen, bewerte ich die Trilogie im Ganzen sowie den Trilogieabschluss mit jeweils 4 Sternen, bleibe aber doch ein kleines bisschen enttäuscht zurück.

zurück nach oben