Akantha
„König des Schicksals“ ist der dritte Teil von Robyn Youngs Trilogie um Robert (the) Bruce und Schottlands Unabhängigkeitskrieg. Im Folgenden können daher Spoiler zu Teil eins („Rebell der Krone“) und Teil zwei („Krieger des Friedens“) enthalten sein, nicht jedoch zu Band drei. Dem Titel nach ist Robert endlich König Schottlands. Aber ohne Reich und Respekt ist es eine leere Bezeichnung. Nicht nur die Engländer Edwards I. setzen ihm weiter zu, auch unter den Schotten seines Reiches hat er viele Feinde nach seinem Mord an John Comyn. Sein fester Wille und wenige enge Getreue stehen ihm zur Verfügung, um sein Schicksal zu erfüllen. Der Roman ist fast ausschließlich aus Roberts Perspektive verfasst, zwischendurch finden sich immer einmal wenige, häufig sehr kurze Abschnitte anderer Personen. Dies führt dazu, dass der Leser sich sehr gut in Robert hineinversetzen kann und mit ihm hofft und bangt. Vordergründig ist in Band drei Roberts Verzweiflung. Häufig erscheint alles ausweglos und auch als Leser denkt man, es kann nicht schlimmer kommen, aber es wird immer noch schlimmer. Vergangene Niederlagen schüren Roberts Selbstzweifel und wiederkehrende „Alles oder nichts“-Entscheidungen lassen die Verantwortungen auf seinen Schultern schwer werden. Diese Menschlichkeit und Authentizität habe ich bereits in den beiden vorangegangenen Bänden bewundert und sie machen für mich den ganz großen Reiz der Reihe aus. Wie schon in Teil eins und zwei gab es hier allerdings auch einige Einbußen den Spannungsverlauf betreffend. Während es zuvor noch zu 4 von 5 Sternen gereicht hat, habe ich mich diesmal entschlossen, nur 3 zu vergeben. Grund dafür ist, dass ich mich in der ersten Hälfte wirklich gelangweilt habe. Wie oben schon erwähnt, gab es viele Niederlagen für Robert, aber in dieser steten Abwärtsspirale lag wenig Fesselndes. Dazu bleibt es dabei, dass die Handlung zwischendurch ein wenig zu langatmig und detailreich wiedergegeben wird, auch wenn nicht viel passiert. Besonders schwer fiel es mir, mich durch die Rückblicke zu kämpfen. Diese kommen zwar nicht häufig vor, sind dann aber mehrere Seiten lang und enthalten nicht wirklich wichtige Informationen für das aktuelle Geschehen. Meistens werden nur Hintergrundinformationen und die Geschichte bestimmter Charaktere und Beziehungen erörtert. Obwohl ich mit solchen Rückblenden sonst keine Probleme habe, hätte ich hier manchmal gerne vorgeblättert. Hinten im Buch findet sich nach wie vor das Personenverzeichnis, das ich wieder kaum benötigt habe, da ich alle drei Bände der Trilogie fast unmittelbar nacheinander gelesen habe. Mir waren sehr schnell wieder alle wichtigen Charaktere präsent. Darüber hinaus gibt es eine Karte von Schottland, ein kurzes Glossar und – für mich immer besonders wichtig – Anmerkungen der Autorin. Wie bereits vorweggenommen, komme ich insgesamt zu 3 von 5 Sternen. Historisch lässt Robyn Youngs Werk nichts zu wünschen übrig und ich bin immer noch fasziniert davon, wie sie den schottischen Unabhängigkeitskrieg auch zu meiner persönlichen Schlacht gemacht hat und Robert Bruce zu einem lebendigen, nachvollziehbaren Menschen. Mit einem strafferen, spannenderen Schreibstil könnte sie mich definitiv auch für ihre anderen Reihen begeistern.