Akantha
„Iron Flowers – Die Kriegerinnen“ ist der zweite und finale Teil der dystopischen Iron Flowers – Reihe von Tracy Banghart (nach „Die Rebellinnen“). Nomi und Serina haben Furchtbares durchgestanden und überlebt. Doch mit Asa als neuem Regenten geht es dem Königreich Viridia schlechter denn je. Eine letzte Schlacht ist zu schlagen – entweder für das eigene Leben oder für ein ganzes Land. Die Kapitel werden immer abwechselnd aus der Sicht von Nomi und Serina im personalen Erzählstil geschildert. Zu Beginn ist dies für den Leser sehr interessant, um nochmal eine Rekapitulation der beiden Handlungsstränge vorzunehmen. Während die beiden allerdings beieinander sind, fand ich es häufig verwirrend zu erkennen, von dem ich gerade lese. Da die Kapitel zumeist nur wenige Seiten umfassen, fand der Wechsel der Perspektiven in sehr kurzen Abständen statt, was die Verwirrung nach verstärkt hat. Insgesamt ist es dennoch ein gutes Stilmittel, welches im weiteren Verlauf des Buches auch wieder sein volles Potenzial entfalten kann. Ihre Sorgen und Probleme, sowie ihre Motive werden eingehend beleuchtet, sodass man sich mit beiden verbunden fühlt. Dies trifft auf die Nebencharaktere leider nach wie vor nicht zu. Serina und Nomi begannen jeweils ein völlig anderes Leben und trafen viele neue Menschen. Obwohl sie davon sprachen zu dieser oder jener Person eine Freundschaft aufzubauen, blieb dies sehr plastisch. Der Leser fühlte diese Freundschaften nicht und konnte somit auch seinerseits keine Verbindung zu diesen Personen aufnehmen. In Teil zwei hat Tracy Banghart, entgegen meiner großen Hoffnungen, in diesem Bereich nichts verbessert. Die Konsequenz ist, dass man die Nebencharaktere durch ihre Namen oder optische Auffälligkeiten unterscheidet, aber nicht durch die Gefühle, die man beim Lesen ihrer Namen empfindet. In Band eins hat mir sehr gut gefallen, dass beide Protagonistinnen im Laufe des Romans eine beeindruckende Entwicklung durchmachten. Sie wuchsen über sich hinaus, ohne dass es übertrieben wirkte. Dies mitzuerleben war für den Leser sehr interessant. Allerdings scheint es jetzt so, dass die Entwicklung in „Die Rebellinnen“ vollkommen abgeschlossen wurde. Im zweiten Teil ist nichts mehr davon zu sehen. Stolz blicken sie auf das zurück, was sie erreicht haben und bewundern die jeweils andere für ihre Veränderungen, aber angesichts des bevorstehenden schwersten Teils ihres Kampfes gibt es keine Weiterentwicklung mehr. Das war sehr schade und wirkte beim Lesen so, als wäre das Feuer aus Teil eins erloschen. Die Geschichten der Mädchen sind jede auf ihre unterschiedliche Art spannend. In der Mitte gab es wieder eine kleine Länge, in der keine der beiden Handlungen wirklich voranging. Dafür war das Finale wieder sehr fesselnd. Meine Erwartung eines unerwarteten Ereignisses oder einer Wendung blieb leider unerfüllt. Der Verlauf der Handlung ist daher sehr linear. Es wurde nicht mehr versucht, eine Überraschung einzubauen. Die Geschichte wurde etwas leidenschaftslos zu Ende erzählt. Während ich bei Band eins noch gelobt habe, dass Liebesbeziehungen eher im Hintergrund stehen und der Fokus vermehrt auf den Zuständen der Gesellschaft liegt, kann ich das für den zweiten Teil leider nicht mehr bestätigen. Natürlich wird weiterhin geschildert, welche Gräuel in Viridia passieren, doch die romantischen Interessen der beiden Schwestern nehmen einen viel zu großen Teil der Geschichte ein. Es ähnelt nun doch wieder mehr der „Selection“-Reihe von Kiera Cass, was ich bei „Die Rebellinnen“ noch enthusiastisch abgeschmettert habe. In Summe sind meine hohen Erwartungen an den finalen Band leider enttäuscht worden. Das Ende ist zwar spannend, vorher fehlen aber die Leidenschaft und das Feuer aus Band eins. Bei den Nebencharakteren gibt es keine Verbesserung und auch die starken Protagonistinnen Serina und Nomi schwächeln literarisch. Daher komme ich nur noch zu 3 von 5 Sternen. Schade!