literaturbegeistert
Der Briefroman über Werther ist für mich eines der berührendsten Romane von Johann Wolfgang von Goethe. Die Innerlichkeit und Außenwelt von Werther werden durch Goethes ganz empfindsamen und bemühten Schreibstil sehr gut inszeniert. Ich bin beeindruckt davon, dass mich so ein doch schon sehr älterer Text, besonders in der Erstausgabe, noch so mitnehmen und bewegen kann. Die Briefe die Werther an einen Mann namens Wilhelm schreibt, die aber immer ohne Antwort bleiben, zeigen Werthers narzisstische Gefühlswelt, die durch die bildlichen Umschreibungen sowie sein Verhältnis zur Natur eben sehr melancholisch und wehmütig ist. Die Entwicklung, die Werther in seiner unglücklichen Liebe zu Lotte und auch in Bezug auf den Kontakt zur Außenwelt innerhalb des Romans durchmacht, ist nicht positiv, sondern ganz im Gegenteil: Werthers verliert nach und nach den Bezug zur Realität, seine tiefe Verbundenheit mit der Natur verringert sich und er wird allmählich zum pathologischen Fall. Ebenfalls wird eine Gesellschaftskritik deutlich, die den bürgerlich unverstandenen Werther pessimistisch zurück lassen. All diese Dinge und noch viele mehr machen den Roman zu einem fast schon existenziellen Drama, der mich immer wieder beeindrucken kann!