Josie
Anna Jane Greenville erschafft mit ihren Beschreibungen eine sehr intensive Atmosphäre, die die Gefühlswelt der Charaktere widerspiegelt und verstärkt. Mit einer Beobachtungsgabe, die ich bisher selten in Büchern erlebt habe, haucht sie scheinbar unwesentlichen Dingen Leben ein und gibt ihnen eine Bedeutung, die die Geschichte lebendig und ganzheitlich wirken lässt. So hat man nie das Gefühl, dass etwas zu lang beschrieben wird, weil jedes Wort eine Wichtigkeit und einen Sinn hat. Das erschafft sehr lebhafte Bilder und zieht einen in die Handlung. Nichts geschieht ohne Grund. So werden zum Beispiel Andeutungen gestreut und nie aus dem Blick verloren, bis sie auf überraschende Weise aufgelöst werden. Es gibt wirklich viele unvorhersehbare Wendungen, die dynamisch und spannend dargestellt werden. Zudem sind die Charaktere vielschichtig, jeder hat seine Macken und auch liebenswerten Eigenschaften. Sogar für die Antagonisten, die man zwischendurch wirklich hasst, entwickelt man Mitgefühl je mehr man über sie erfährt. Und das ist besonders auf Grund der Tatsache interessant, dass die Hauptperson Gedanken lesen kann und von vorn herein sagt, dass sie selbst für die schrecklichsten Menschen immer noch Mitgefühl entwickelt. Das macht die Geschichte so besonders für mich - man folgt ihr nicht einfach nur sondern erlebt sie. Es gab Sätze, die mir richtig unter die Haut gingen, weil sie so gnadenlos ehrlich waren. Zudem gibt es natürlich die obligatorische (aber zarte) Liebesgeschichte und eine männliche Hauptperson zum Dahinschmachten - wie sollte es auch anders sein, aber eben nicht nur.