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Matzbach

Posted on 10.5.2020

Hilfreiche Gesamtdarstellung der Wiedervereinigung Das Buch beschreibt die Geschichte der Wiedervereinigung, beginnend mit den Umwälzungen in der ehemaligen UdSSR unter Gorbatschow, endend mit den Problemen im geeinten Deutschland der 90er. Wer sich mit dieser Thematik beschäftigen möchte, wird an dieser Darstellung nicht vorbeikommen. Als Kind der Bonner Republik und aufgewachsen in der sicheren Überzeugung der dauerhaften Zweistaatlichkeit habe ich damals staunend bis fassungslos die Vorgänge in der DDR mit großer Sympathie für die Bürgerrechtsbewegung verfolgt. Dieser kam zweifelsohne eine große Bedeutung beim Sturz des SED-Regimes zu, allerdings wurde sie schnell im Sog der Einheitsbestrebungen von der Geschichte überholt. Als Mensch, der sich dem linken Lager zugehörig fühlt, hatte ich damals große Sympathien für die Vorstellung einer reformierten, demokratischen DDR als Vorbild für ein besseres Deutschland, wie es die dortige Bürgerrechtsbewegung anstrebte. Genau so selbstverständlich zählte ich zu den Gegner des "Dicken". Aber rückschauend muss man konzedieren, dass alle idealistischen Gegenentürfe zur Wiedervereinigung/zur besseren DDR wohl unrealistisch waren. Dies hat auch Kohl erkannt und sich als treibende Kraft derjenigen entpuppt, deren Slogan zu "Wir sind ein Volk" wurde. Damit hat sich letzlich die Mehrheit klar geoutet. Hätte die DDR irgendwie weiterexistiert, wäre sie bestenfalls eine Versuchsstation für humanistisch angehauchte Idealisten gewesen, die aber angesichts der wirtschaftlichen Probleme nicht lebensfähig gewesen wäre. Die Arbeit und Wohlstand suchende Bevölkerung wäre weiter in den Westen abgewandert, den Bundesbürgern hätte man kaum deutlich machen können, warum sie das Kunstprodukt finanziell in einem exorbitantem Ausmaß hätten unterstützen sollen. Letztendlich war es der Zwang der ökonomischen Verhältnisse und der Wunsch der DDR-Bürger nach westlichem Lebensstandard, die die Wiedervereinigung unumgänglich machten. Dass dabei dennoch, fast unvermeidlich, Fehler gemacht wurden, ist unbestritten, vor allem der, dass die damalige Bundesregierung für beide Seiten uneinlösbare Versprechen machte, "Blühende Landschaften" dort, keine höheren Belastungen hier. Vielleicht wäre mehr Offenheit besser gewesen, sie hätte zwar Kohl vermutlich die Wiederwahl gekostet, hätte aber dem Konflikt zwischen angeblichen "Besserwessies" und angeblichen "Jammerosssis" vermeiden helfen.

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