buecher_rauschen
"Call me by your name" ist eine wunderschöne und ebenso traurige Liebesgeschichte zwischen dem 17-jährigen Elio und dem sieben Jahre älteren Oliver. Erzählt wird das Buch aus der Perspektive von Elio und besticht durch seinen authentischen und bezaubernden Schreibstil. Der Schreibstil ist relativ nüchtern, es wird viel beschrieben. Zugleich ist es ein chaotischer Schreibstil. Manches deutet Elio nur an, anderes hingegen beschreibt er sehr explizit. Immer wieder gibt es Zeitsprünge. Doch in diesem Schreibstil spiegelt sich Elios Charakter perfekt wieder. Er ist ein schüchterner, in sich gekehrter Junge, der innerlich zerrissen ist und selbst nicht so genau weiß, was er will. Die Zeitsprünge in der Handlung sind daher auch nicht so störend, denn wie für Elio und Oliver verschwimmen für den Leser die einzelnen Tage des Sommers zu einem großen Ganzen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist geprägt von der Angst vor den Reaktionen. Das Buch spielt im Italien der 1980er Jahre, als Homosexualität längst nicht gesellschaftlich anerkannt war. Dadurch sind auch die Probleme, mit denen die beiden konfrontiert sind, durchaus realistisch und nicht an den Haaren herbeigezogen. Am Anfang hatte ich wegen der Zeitsprünge etwas Probleme, in das Buch hineinzufinden, aber schnell habe ich mich an den besonderen Schreibstil gewohnt. Die Handlung dreht sich nicht nur um die Liebesgeschichte, sondern auch um Elio, der seine Sexualität entdeckt. Auch wenn Elios das teils sehr explizit beschreibt, wirkt es durch den Schreibstil in keinster Weise seltsam, sondern passend zur Figur und passend zur Handlung. Gegen Ende schließlich merkt man, wie Elio sich verändert und erwachsener wird. Seine Erzählungen werden stringenter, aber auch ernster und trauriger. Das Ende schließlich hat in mir nachgehallt und lässt mich noch lange über das Buch nachdenken. Dafür sorgen auch die beiden Protagonisten. Elio ist durch die Ich-Perspektive, Oliver durch Elios Beobachtungen sehr gut gezeichnet. Die beiden wirkten vor meinen Augen lebendig und sind mir beide ans Herz gewachsen. Ich mochte die intellektuellen, philosphischen Gespräche zwischen den beiden. Man merkt, wie sie auf einer Wellenlänge liegen, wie die Liebe zwischen den beiden wächst. Die anderen Figuren bleiben im Gegensatz dazu blass. Sie tauchen auf, wenn sie gerade in die Geschichte passen, aber das Hauptaugenmerk liegt auf den beiden jungen Männern. Insgesamt ist "Call me by your name" ein bezaubernder Roman über eine Liebe, die so nicht ganz akzeptiert war und die mit einigen Hürden kämpfen musste. Es ist ein Roman, den ich jedem nur ans Herz legen kann.