leonies.buecherwelt
Tina lebt auf der Straße. Um zu überleben, hat sie sich einer Bande angeschlossen und bestiehlt Leute – sowohl in der Öffentlichkeit, als auch bei Einbrüchen. Um den Mörder ihrer Mutter zu schnappen, lässt sie sich auf einen Einstieg in eine der best-geschütztesten Villen in Sangui City ein und muss leider auf die harte Tour erfahren, dass Rache vielleicht süß sein mag, aber auch wohlüberlegt, und dass sie einen in große Gefahr bringen kann… Auf dieses Buch bin ich damals durch das Cover aufmerksam geworden und nach einem Blick in die Leseprobe, war ich sofort begeistert. Natalie C. Andersons Debüt besticht durch einen tollen Schreibstil, der ab der ersten Seite direkt Lust auf mehr macht. Er ist angenehm und flüssig zu lesen, mit kurzen Kapiteln und einem guten Tempo. Ok, das mit dem „flüssig lesen“ ist eine Sache, die ich nach Abschluss der Geschichte ganz leicht ergänzen muss. Ich weiß nicht wieso, aber die Autorin hat einen Hang dazu, Worte aus dem Swahili und/oder Sheng einzubauen. Prinzipiell hätte mich das nicht gestört, denn immerhin findet sich am Ende des Buches ein entsprechendes Glossar, aber als ich während des Lesens nach und nach alle Wörter nachgeschlagen hatte, war mein Empfinden, dass es sich bei diesem Vokabular nicht wirklich um nötige Wörter handelte. Ich meine, alles in allem empfand ich es quantitativ nicht als riesiges Übel, aber ich vermute, dass sich einige Leser daran stören werden, da es einen einfach immer wieder aus dem Geschehen reißt. Abgesehen von Stil und Cover, fand ich auch die Thematik sehr interessant. „Ein Thriller aus dem Afrika von heute“. Also erwartete ich ein ernstes Buch mit Themen wie korrupte Beamte, brutale Miliz, Blutgeld, usw. Im Endeffekt behandelt „City of Thieves sowohl schlimme Dinge, die Tina vor und während ihrer Flucht aus dem Kongo passieren, als auch die erwarteten Misstände, Gewalt und Gier. Aber die Autorin bleibt für mein Empfinden relativ emotionslos. Dadurch wollte bei mir weder Authentizität noch eine emotionale Bindung aufkommen und es entstanden Längen, die wiederum dem „Thriller“ nicht gut getan haben. Generell beginnt die Hauptgeschichte erst ab ca. der Hälfte des Buches, da hatte ich mich schon gefreut, nur, um ein paar Seiten später wieder in sachliche Nebenerzählungen abzudriften. Letztlich geht es spannungstechnisch effektiv dann wirklich erst im letzten Viertel zur Sache. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich entweder für einen Roman mit ernstem Hintergrund oder für einen Thriller zu entscheiden, der den Mord an Tinas Mutter behandelt. So kam für mich leider weder das eine noch das andere so richtig zur Geltung. Schade, da hätte man für meinen Geschmack mehr daraus machen können, denn das Potential dafür ist definitiv vorhanden! Vor allem, da man es zu Beginn der Geschichte, z.B. durch die Beschreibung von Tinas hartem und einsamen Leben, das -um überleben zu können – aus vielen selbstauferlegter Einschränkungen und Regeln besteht, deutlich erkennen kann.