SternchenBlau
Hoffnung reicht nicht, wir müssen etwas tun Jonathan Safran Foer spannt einen fesselnden Bogen von einfühlsamem, persönlichen Erleben hin zur größen Aufgabe der Menschheit, dem Kampf gegen die Klimakatastrophe. Erzählerisch löst er das genial: Weil Foer selbst immer wieder sagt, dass er die Tragweite der Klimakrise nicht glauben kann, dass er selbst nicht genug tut – trifft mich die gleiche Selbsterkenntnis umso härter. „Indem wir den nötigen Sprung machen, nicht im Glauben, sondern im Handeln, würden wir mehr tun, als unseren Planeten zu retten: Wir würden uns einer Rettung auch als würdig erweisen.“ Mit Begeisterung habe ich im letzten Jahr bereits das ungekürzte Hörbuch von „Wir sind das Klima“ gehört. In beiden Varianten ist das Sachbuch von Jonathan Safran Foer ist so eindringlich wie elektrisierend. Nun habe ich zusätzlich auch das Buch gelesen und schon beim ersten Aufklappen war ich überrascht, wie kurz die einige Kapitel sind, manchmal nur drei oder vier Seiten, oder auch nur eine Seite, auf der Aufzählungspunkte stehen, ein paar Kapitel bestehen nur aus Aufzählungen. Schon optisch bekomme ich so den Eindruck, dass Foer wahnsinnig intensiv recherchiert hat und uns seine Ergebnisse auf den Punkt formuliert. Bei der Lesung von Christoph Maria Herbst wirkte „Wir sind das Klima“ wie ein großer Bewusstseinsstrom aus Fakten, Erklärungen, geschichtlichen Bezügen und eigenen Erlebnissen: Es geht um kollektive Anstrengungen und wie wir diese als Menschheit in der Vergangenheit erreicht haben, wie sehr wir die Erde bedrohen und was jeder Mensch etwas gegen die Klimakrise tun kann. Schon im Hörbuch fand ich alles absolut verständlich, aber das Buch wirkte für mich jetzt nun noch prägnanter. Oft sind Foers Töne ganz leise, fast schon gespenstig still, wenn er von seiner Familie, seiner eigenen Verantwortungen und seinen eigenen Verfehlungen spricht. Er lässt uns am Dialog mit seinem eigenen Gewissen teilhaben. Ich hatte vor der Lektüre ein Bisschen die Befürchtung, dass Foer die individuelle Verantwortung betont und die kollektive damit abmildert. Denn es ist eine Art neoliberaler Zerrspiegel, dass die Schuld beim Einzelnen und nicht bei den Strukturen gesucht wird. Foer hingegen lastet zwar jede:r von uns diese individuelle Verantwortung auf, er nimmt dabei aber die Staaten und Regularien, Verträge und Abkommen nicht aus. Was er sagt: Wandel und Veränderung funktioniert nie ohne einzelne Menschen und daher müssen wir bei uns ansetzen. Unsere Verantwortung muss Generationen und unsere Verantwortung muss global sein, wenn wir selbst noch in den Spiegel sehen können wollen. Foer formuliert diesen Appell an uns alle immer wieder sehr deutlich: „Die Zahl der Todesfälle durch Hitzewellen, Hochwasser und Dürren steigt dramatisch an. (…) Die meisten Leser dieses Buches werden die schreckliche Zukunft, dies sie verheißen, zwar zur Kenntnis nehmen, aber die wenigsten werden daran glauben. Ich habe sie in der Hoffnung aufgeschrieben, dass Sie sie glauben.“ Fazit Sowohl als Buch wie als Hörbuch absolut zu empfehlen. Bitte, bitte lesen – und dann handeln! 5 von 5 Sternen für dieses wichtige Buch.