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biscoteria

Posted on 6.5.2020

Französische Liebes- und Freundschaftskultur trifft auf deutsche Leserschaft. Da leidet leider das Verständnis für so manche Verhaltensweisen schon sehr. Wir befinden uns in Frankreich, im Land der Liebe, wo auch Freundschaften anders interpretiert werden als bei uns. So werden Violette und Loan unter besonderen Umständen Freunde. Beide noch nicht allzu lang Single, genießen den Luxus auch freundschaftlich die eine oder andere Nacht in einem Bett zu schlafen. Dies müssen sie schon aus der Situation heraus, das Vios Zimmernachbarin Zoe regelmäßig etwas zum Naschen mit nach Hause nimmt. Muss sich ja niemand ansehen, reicht schon das die beiden anderen alles hören. Da Violette ein hübsches Mädchen ist und einen guten Kleidungsstil hat, fängt sie die Blicke der Männer für sich ein. So auch von Clément. Ebenfalls Student, so wie sie auch, lernen sie sich kennen und kommen zusammen. Auf einer Party kommt er ihr dann näher, sie blockt aber ab. Das sie Jungfrau ist möchte sie nicht zugeben und erfindet eine Notlüge. Aber nun ist sie noch unberührt und um diesen Zustand zu ändern, muss nun Loan herhalten. Der Arme Kerl hat aber ganz andere Sorgen. Wir lernen die Charaktere von Loan und Vio sehr gut kennen, da beide ihre Kapitel im Wechsel und aus ihrer Sichtweise erzählen. Schon zum Anfang erfahren wir das Violette chaotisch und immer unpünktlich ist, so lernte sie auch Loan kennen. Während ihrer ersten Begegnung hat sie eine Panikattacke, welche sie immer wieder verfolgen. Wir erfahren zum Anfang nur das es mit ihrer Mutter zusammenhängt aber erst im weiteren Buch erfahren wir alles aus ihrer Kindheit, welche sie so extrem geprägt hat. So ist eine ihrer stärksten Eigenschaften das schmollen. Sie erinnert schon sehr an ein kleines Kind, welches gewohnt ist, alles zu bekommen was sie möchte. Wer dieses Buch liest, darf also keine abgehärtete Powerfrau erwarten, sondern eher eine noch recht junge Protagonistin welche noch extrem kindliche Züge und Charaktereigenschaften mit sich bringt. Loan ist das Gegenteil. Er ist Feuerwehrmann und sehr ordentlich und zuverlässig. Auch er hat keine leichte Kindheit und wir erfahren Schnipsel seiner Familienprobleme bei seinen Telefonaten mit seinem Vater. Auch hier erfährt man ziemlich zum Ende eine wirklich sehr heftige Familiengeschichte aus seinem Leben. So sehr, dass man wahnsinnig Respekt mit ihm hat. Beide ergänzen sich. Er der ruhige Pol, sie die quirlige. Ihre nicht immer ganz korrekten Witze (unethisch, zu unterirdisch) und der drüber lachen kann. So ist es in Frankreich nichts Unübliches sich Bussi links und rechts zu geben und auch mal zu kuscheln, aber so sind es doch beide nur Mann und Frau. Auch wenn sie sich als beste Freunde sehen, so geht dieses Verhalten an beiden nicht spurlos vorbei. Doch Violett ist vergeben und von daher soll es nur beim einmaligen Sex bleiben. Aber ob es dabei bleibt und wie Clément da noch reinpasst, dies erfährt der Leser in einem recht angenehm zu lesenden Buch. Man darf keine klassische Liebesgeschichte erwarten und man muss den Charakteren Freiraum geben. Entscheidungen nicht anzweifeln und auch mal die überkindischen Reaktionen von Violette akzeptieren wie sie sind. Dann hat man ein nettes Buch, welches in kurzer Zeit verschlungen ist.

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