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wortberauscht

Posted on 5.5.2020

| © Janna von www.KeJasWortrausch.de | Der Nachbar. Der Nachbar. Namenloser Biologielehrer trifft auf Herrn Upsilon. Der Lehrer in der unteren, Herr Upsilon in der oberen Wohnung. Doch der Titel ist vielmehr auf den Lehrer gezielt, als auf den lauten und störenden Herrn Upsilon. Die gesamte Geschichte wird aus der Ich-Perspektive des Biologielehrers heraus erzählt, was ich zunächst mehr als reizvoll empfand. Er lässt mich in sein Leben blicken, seine Ehe, seinen Beruf – sein Nachbar. Ein Protagonist der mir von Seite zu Seite unsympathischer wurde, was mich ansprach, denn eine Geschichte darf im Fokus einen Menschen haben, den ich nicht ausstehen kann – solch Leseerlebnisse bleiben oft länger haften. Doch gänzlich konnte ich mich nicht hineinfallen lassen. Das Buch ist in zwei Teile gegliedert und der erste Teil hatte mich direkt! Wie der Lehrer sein Leben schildert, wie sein Hass nach und nach wächst, wie er die Ereignisse schildert. Dies ist auch im zweiten Teil gegeben, doch flieht er dort in sich selbst. Interessant ja, aber mir nicht intensiv genug skizziert. Sozialkritisch ist diese Geschichte, doch es bleibt mehr an der Oberfläche, anstatt einen Spiegel vorzuhalten. Armut, Verbrechen, Haft. Eine Ehe die mehr Schein als Sein ist. Mittendrin die Leiche. Nun steht der Biologielehrer vor der Frage der Zurechnungsfähigkeit, etwas das deutlich machen soll, in welchen Verhältnissen Brasilien lebt. Ob nun Kriminalroman oder Sozialkritik, beides ist hier zu finden, aber mir persönlich nicht genug ausgearbeitet.

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