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wortberauscht

Posted on 5.5.2020

| © Janna von www.KeJasWortrausch.de | In meiner Blog-Rezension findest du einen als Spoiler markierten Triggerhinweis: https://kejaswortrausch.de/die-chroniken-von-alice-finsternis-im-wunderland-christina-henry/ "Ich hatte nie die Chance zu werden, wer ich wirklich bin. Ich habe mich schon vorher verlaufen." (Seite 19) Alice war mit einer Freundin unterwegs und sie kam zurück, allein und blutbefleckt. Kurz darauf wurde sie ins Hospital eingewiesen, nun sind 10 Jahre vergangen. Die junge Alice ist 26 und im Herzen immer noch ein Kind. Alpträume plagen sie ebenso sehr wie die Lücke. Was geschah mit ihr? Wer ist dieser Mann mit den Hasenohren? Und dann der Schmerz des Alleinseins, die Familie zu der sie nicht mehr gehört. Und ihre neue Familie, Hatcher der Schlächter. Ein Mann mit eignen Dämonen und ihr einziger Freund. Ihr Freund, den sie durch das Loch zwischen ihnen kennt und ihr Vertrauter als Feuer ausbricht und sie zusammen fliehen. Ein paar Seiten und schon war ich inmitten dieser Flucht, mit nebeligen Erinnerungen von Alice und Hatcher. Beide haben sich verloren, beide haben Erlebnisse hinter sich, an die sie sich nicht mehr erinnern können. Niemand glaubt Alice, außer Hatcher, aber er glaubt auch an den Jabberwock! Der Titel und Reihenname (Finsternis und Dunkle Chroniken) hätte nicht besser gewählt werden können, denn düster ist es in der alten Stadt, dem Wunderland des Schreckens. Es ist eine Adaption, die sich am Wunderland orientiert und vieles daraus einarbeitet, die Umsetzung geht jedoch in eine andere Richtung. Das Original ist auch kein fröhliches Märchen und gewalttätig, aber im Reihenauftakt von Christina Henry geht es wirklich blutig zu. Ich lese gerade solche Geschichten besonders gerne – ja, mir ist klar wie das im Zusammenhang mit dem Inhalt klingt, aber mich hat das Buch direkt gepackt und nicht mehr losgelassen! Stellenweise ist die Beziehung zwischen Alice und Hatcher schon etwas gewöhnungsbedürftig – um es mal grob zu formulieren. Alice ist eine erwachsene Frau und doch ist sie auch ein wenig Kind geblieben. Hatcher hingegen ist ein Axtmörder, ein Mann der Angst macht, wenn du ihn nicht kennst. Auf der anderen Seite jedoch ist ihre Beziehung einfach nur wunderschön zu lesen, denn zwei verlorene Seelen fanden zueinander, auch wenn sie außerhalb der Mauern des Hospitals wohl nie zueinander gefunden hätten. "Er ist riesengroß, heißt es, größer als vier Männer zusammen. Und wenn ihm ein Mädchen gefällt, dann lässt er es von seinen Männern zu sich bringen, und man sieht sie nie wieder. Weil er sie nimmt und auffrisst, während er es mit ihnen treibt. Er frisst sie bei lebendigem Leib." (Seite 102) Die Autorin hat ein gänzlich anderes Wunderland erschaffen. Eine alte Stadt wurde, mit bekannten Figuren des Originalmärchens, zu einer ganz eigenen Geschichte die mich fesselte! Weitaus düsterer, gefährlicher und gewaltvoller geht es in der alten Stadt zu, die aufgeteilt wurde unter den Männern, die Frauen verkaufen. Köpfe rollten und Alice sowie Hatcher musste sich ihrer Vergangenheit stellen. Ereignisse, die sich bis in die Gegenwart schlängeln und die Beiden durch Irrgärten begleiten. Das sich Christina Henry am Wunderland lang hangelt und es dennoch neu skizziert traf absolut meinen Geschmack! Die Männer der alten Stadt sind ebenso eine Gefahr wie der Jabberwock selbst. Inmitten der Straßen können die Beiden kaum von Freund und Feind unterscheiden und besonders Grinser hat es mir angetan! Diese Rolle wurde wundervoll umgesetzt und ist ebenso Rätselhaft wie die Grinsekatze im Original. Das Ende ist mir im Vergleich zu der vorangegangenen Geschichte fast schon zu seicht und bietet keinen überraschenden Cliffhanger. Das Buch ist zwar ein Reihenauftakt, doch lässt es sich mit diesem Ausgang auch wundervoll alleinstehend lesen. Fragen bleiben jedoch offen, wie z.B. die Hintergründe von Alice’s Mutter. Sie kennt Geschichten, die sie nicht kennen dürfte und Alice lernt sich während dieser Geschichte neu kennen, hat Fähigkeiten, von denen sich bis dahin nichts ahnte. Welche Rolle ist also ihrer Mutter zugedacht? Ich hoffe sehr das der geplante Folgeband auch Ende August erscheint, denn ich möchte zurück an die Seite von Alice und Hatcher! Und ich freue mich auf die weiteren Adaptionen der Autorin, denn dieser düstere Stil von ihr zieht mich absolut in den Bann.

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