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SternchenBlau

Posted on 4.5.2020

Was für ein Abenteuer! Phantasievoll und packend, herzzerreißend traurig und dann wieder pointiert witzig. Ganz selten schreibe ich über Cover, aber das spiegelt schon ganz viel, was das Buch so besonders macht: Die Mischung aus Fantasy, Steam-Punk, Abenteuer, Technik und Wissenschaft und lebensbejahender Freundschaft. Die Zwillinge Marie und Arthur haben ihren Vater bei einer Entdeckungsreise nach Südpolaris verloren. Aber dass er dabei mit unlauteren Mitteln vorgegangen sein soll, kann besonders Arthur nicht glauben. Also heuern die beiden bei der Wolkenschiff-Crew von Harriet Culpfeffer an. Sprachlich ist dieses Kinderbuch mächtig und wunderschön. Die Übersetzung von Doris Attwood liest sich melodisch und entwickelt eine ganz eigene Sprachmelodie. Ebenso gut gelungen ist der Rhythmus der Geschichte. Es gibt immer wieder Phasen, bei denen wir am Kapitelende kaum unterbrechen konnten, aber dann auch wieder Abschnitte, in denen die Geschichte in ruhigeren Winden verlief und wir in dieser Zeit die Welt besser entdecken konnten. „Nichts als weiße Weite und Finsternis blitzten vor den Fenstern auf. Ein furchtbares Krachen und Splittern war zu hören und der Rumpf schaukelte wild hin und her. Alles, was Arthur sehen konnte, waren die vorbeirasenden Äste und Zweige, die dröhnend laut über die hölzerne Schiffshülle kratzten, als sie vom Wald verschlungen wurden.“ Absolut gelungen ist das Worldbuilding. Diese Welt mutet recht viktorianisch an, aber mit technischen Steam-Punk-Details wie eben den Wolkenschiffen. Mir hat sehr gut gefallen, dass Wissenschaft sehr positiv gezeigt wird. Gleichzeitig wird nicht verschwiegen, dass sich diese auch böse Menschen zu Nutze machen. Und dass mit den Entdecker:innen nicht selten die Ausbeutung und Kolonialisierung kommt, wird ebenfalls thematisiert. Unseren Held:innen geht es allerdings um den Respekt vor anderen Kulturen und der Natur und einen nachhaltigen Umgang mit ihr. Hier ist völlig normal, dass die Geschlechter gleichberechtigt sind und Frauen als Entdeckerinnen unerkannte Welten entdecken. Auf der Reise wird eine positive, wundervolle, arabisch anmutende Welt besucht. Und dazu gibt es mit Arthur einen Protagonisten mit einer Behinderung, ohne, dass dies problematisiert wird. Das gibt es sonst ja auch immer noch viel zu selten. Beim Vorlesen hat mein 8jähriger Sohn begeistert und gespannt zugehört. Empfohlen ist die Geschichte allerdings erst ab 10 Jahren, und das ist als Empfehlung angemessener, weil die Geschichte doch manchmal richtig spannend wird und die bösen Kräfte ziemlich böse sind. Manches ging ihm emotional sehr nah, aber ihn hatte das Cover und die Inhaltsangabe so angefixt, dass er nicht mehr von dem Buch lassen konnte. Als wir die letzte Seite zugeklappt haben, hat mein Sohn gleich gefragt, ob es auch einen zweiten Band gibt. „Darkwhispers: A Brightstorm Adventure“ ist auf Englisch im Februar 2020 erschienen. Nun hoffen wir ganz, ganz dringend, dass arsEdition die deutsche Übersetzung herausgeben und uns damit auf einen erneute Reise mit dem Wolkenschiff reisen lassen wird. Hach, ein ganz tolles Abenteuer. Begeisterte 5 von 5 Sternen.

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