buecher_rauschen
"Fiesta" ist das Buch, mit dem Ernest Hemingway berühmt wurde. Zugegenermaßen kann ich nach der Lektüre nicht ganz nachvollziehen, warum. Denn in dem Buch gibt es nur wenig Handlung, dafür aber ganz viel Alkohol. Es gibt seitenweise Dialoge, dann wieder seitenweise Beschreibungen. Insgesamt ein netter Klassiker, aber kein Buch, das man gelesen haben muss. Ernest Hemingway hat in dem Buch seine eigene Biografie mitverarbeitet und so ist es ganz logisch, dass der männliche Ich-Erzähler ein Schriftsteller ist. Der Erzähler - Jake - lebt zu Beginn des Buches in Paris, trifft sich mit Freunden und immer wieder auch mit einer Frau, Brett. Irgendwann wird der Gruppe Paris aber zu langweilig, sie fahren zu Fiesta. Wie bei einer echten Fiesta fließt dort der Alkohol in Strömen und sehr viel mehr passiert nicht. So kommt es auch, dass sich das Buch, das schon mit wenig Handlung begann, noch weiter zieht. Die Figuren diskutieren ein wenig, erklären, wer wen gerade warum nicht mag - aber das war es irgendwie auch schon. Mir hat hier eindeutig der Spannungsbogen bzw. ein Ziel gefehlt. Der Stierkampf, um den sich die Fiesta dreht, hat mich auch ein wenig gelangweilt. Ich bin ohnehin kein Fan von Stierkämpfen und die seitenweise Beschreibung fand ich persönlich einfach nur uninteressant. Dazu kommt, dass den Figuren jegliche Entwicklung fehlt. Die kann es auch gar nicht geben, schließlich trinken sie nur Alkohol. Auch die Liebesgeschichte um Brett konnte mich nicht packen, in erster Linie, weil die Figuren dahingehend teils ein echte Kommunikationsproblem hatten. Positiv an dem Buch ist Hemingways Schreibstil. Der ist recht einfach gehalten (sofern er sich nicht gerade in langen Beschreibungen ergeht), sodass der betrunkene Zustand der Figuren sehr realistisch gewirkt hat. Insgesamt ist "Fiesta" ein Buch, das mich nicht abholen konnte. Die guten Ansätze - der Schreibstil, die Pariser Zeit - werden im Laufe des Buches durch die Monotonie der Fiesta abgelöst. Extrem gestört hat mich auch der Antisemitismus in dem Buch. Auch wenn es aus dem Jahr 1926 wurde Robert Cohn, ein Jude, hier doch sehr stereotypisch-negativ dargestellt. Vielleicht war ich nicht in der passenden Stimmung für das Buch, vielleicht habe ich einfach ein generelle Problem mit Hemingway, da mir auch "Der alte Mann und das Meer" schon nicht gefallen haben. Uneingeschränkt empfehlen kann ich "Fiesta" jedenfalls nicht.