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lesebesessen

Posted on 1.5.2020

Ein Klassiker von Jane Asten. Die fünf Bennet-Töchter sind nach meinem dafürhalten mit einer geistig absolut eindimensionalen Mutter gestraft und der Vater ist viel zu still und zu wenig beteiligt, um das annähernd ausgleichen zu können. Elisabeth und Jane sind da noch die vernünftigsten. Und dann, erst nach etwas mehr als der Hälfte der Geschichte, kommt eine erstaunliche Wendung. Völlig unerwartet und Erschütternd. Der weitere Verlauf der Geschichte nimmt einen Weg, den niemand ahnen konnte. Das Ende ist dann ziemlich unerwartet und doch noch spannend. Leicht zu lesen ist es nicht. Es ist ein Kampf auf mehreren Ebenen. Um offen zu sein, muss man sich durch die ersten 150 Seiten durchkämpfen. Es geht um eine Gesellschaftsschicht, die offenbar nicht oder nur wenig selbst arbeitet. Der Inhalt passt zur damaligen Zeit. Es geht nur und ausschließlich darum, für die jungen Frauen aus einer gehobenen Gesellschaftsschicht einen passenden Ehemann zu finden. Entsprechend missgünstig sind die Konkurrentinnen. So drehen sich auch alle Gespräche dieser Gesellschaftsschicht bei den Treffen nur darum. Leider tragen die geschwollenen Gespräche und die überschäumende Höflichkeit nicht gerade dazu bei, den wahren Gefühlen richtig auf den Grund zu kommen. Das führt natürlich unweigerlich zu Missverständnissen, Verwirrung und falschen Erkenntnissen. Insofern trägt das Buch den passenden Namen: ich habe persönlich nicht festgestellt, dass übergroßer „Stolz“ ein besonders guter Ratgeber ist. Und die Mischung mit „Vorurteil“ macht dann das ganze perfekt. Wenn das Ganze dann im Tratsch noch mit viel Fantasie und wenig Fakten angereichert wird, ist die Katastrophe fertig. Die Protagonisten haben mir gut gefallen, allen voran Elizabeth. Denn sie ist fast die einzige die oft erschreckend ehrlich und direkt ist. Was genauso oft für Verwirrung, wie für Erkenntnisse sorgt. Insoweit rechnet Jane Austen hier mit scharfer Feder über eine ganze Bevölkerungsschicht ab und hebt gleichzeitig etwas den Finger zur Ermahnung, denn wir alle können zu oft den Fallen von Stolz und Vorurteilen verfallen. Fazit: Wer leicht zu lesende, spannende Unterhaltung sucht oder einen feurigen Liebesroman, erlebt mit diesem Buch eine bittere Enttäuschung, zumindest die ersten 150 Seiten. Dafür gibt es einen Abzug. Die geschwollene Sprache macht es auch nicht gerade zu einem Leseerlebnis, ist aber vermutlich der Zeit geschuldet. Aber der Inhalt der Geschichte, wenn man durchhalten kann, ist sehr gut gemacht und eine gnadenlose Abrechnung mit einer ganzen Gesellschaftsschicht: vier Sterne.

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