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nina 🌸

Posted on 28.4.2020

Ein besonderer und origineller Jugendroman, der sich von anderen Büchern abhebt und, eingewebt in eine düstere, geheimnisvolle und spannende Geschichte, eine tolle und wichtige Botschaft vermittelt. Zur Geschichte: Antonia Michaelis' Bücher sind immer etwas ganz Besonderes und unvergleichlich. Sie heben sich von anderen Büchern ab und entsprechen nicht den typischen Jugendromanen, ebenso dieses hier. Die Geschichte ist außergewöhnlich in jeder Hinsicht, von der Handlung über die Charaktere bis hin zum Schreibstil. Es war ein intensives und einnehmendes Leseerlebnis. Ich liebe die Art und Weise, wie die Autorin die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Das Theaterstück, das die Jugendlichen aufführen möchten, entwickelt sehr schnell eine Eigendynamik und zunehmend verschmelzen alle Charaktere mit den ihnen verliehenen Rollen. Als Leser/in weiß man irgendwann selbst nicht mehr, was nun wahr ist und was nicht. Antonia Michaelis spricht in diesem Roman auf subtile Weise, eingewebt in eine originelle, spannende und fesselnde Geschichte, viele wichtige Themen an. Unter anderem thematisiert sie Mobbing und Ausgrenzung, wobei sie auch auf das Anders-Sein eingeht, Vorurteile gegenüber anderen Menschen und Gerüchte, aber auch psychische Erkrankungen wie Magersucht und Kindheitstraumata. Die Autorin vermittelt mit diesem Buch eine gute und wichtige Botschaft oder besser gesagt Botschaften. Die Geschichte stimmt nachdenklich und sensiblisiert gegebenenfalls auch gegenüber Vorurteilen et cetera. Die gesamte Geschichte ist spannend und mitreißend. Bis zum Ende ist das Lesen purer Nervenkitzel, geschürt durch die Ungewissheit. Die Leser/innen erfahren nach und nach kleine Details und können eigene Vermutungen aufstellen. Erst am Ende fügen sich die einzelnen Informationen zu einem Gesamtbild zusammen, sodass die Spannung sich bis zum Ende kontinuierlich steigert. Es gibt einige Überraschungsmomente und unerwartete Wendungen. Das Ende ist meines Erachtens ebenfalls nicht vorhersehbar und passt sehr gut zur Geschichte. Der Handlungsverlauf ist in sich schlüssig und stimmig. Die Geschichte ist schön und traurig zugleich. Sie ist toll konstruiert und spannend inszeniert. Man wird regelrecht zum Teil dieser Welt. Dieses Buch hat mich in seinen Bann gezogen, mitgerissen, berührt und schockiert. Die Geschichte ist dunkel, düster und geheimnisvoll. Manche Szenen finde ich allerdings etwas zu brutal und zu grausam. An dieser Stelle eine Triggerwarnung: Tiere werden gequält und verletzt. Gerade zartbesaitete Leser/innen möchten diese Passagen vielleicht lieber überspringen, ich habe sie ebenfalls ausgelassen. Jedenfalls frage ich mich, ob diese Szenen für eine Altersfreigabe ab 14 Jahren nicht etwas zu hart sind. Ich persönlich hätte es damals, und auch jetzt nicht, lesen wollen. Eine Triggerwarnung zu Beginn wäre womöglich eine gute Lösung gewesen. Die Grausamkeit, von der dieses Buch geprägt ist, ist allerdings auch sehr interessant, vor allem psychologisch betrachtet. Es ist ein spannender Exkurs über die menschlichen Abgründe. In einer Extremsituation offenbart sich der wahre Charakter der einzelnen Figuren. Die Ergebnisse und Effekte sind faszinierend. Zu den Charakteren: Man erfährt zu den meisten Charakteren nicht viel, wodurch sie sehr geheimnisvoll wirken, was wirklich gut zur Geschichte passt. Das Geheimnisumwobene in den Figuren weckt Neugierde und baut Spannung auf. Die Charaktere sind vielschichtig, interessant und werden ausdifferenziert dargestellt. Sie wahren nicht nur den schönen Schein, sondern zeigen auch andere Seiten. Die Charakterdarstellung wurde meiner Meinung nach sehr tiefgründig erarbeitet. Die Geschichte wird aus Tim's Perspektive erzählt. Tim hat ein schweres Kindheitstrauma erlebt, mit dem er bis heute nicht abgeschlossen hat. In der Schule weiß niemand davon, er wahrt sein Geheimnis und mimt den Normalen, obwohl er sich gar nicht so fühlt. Er möchte unbedingt dazugehören und versucht zwanghaft, sich anzupassen. Aber Lilith bringt seine Fassade zum Bröckeln. Sie führt ihn hin zu Selbstständigkeit und Selbstbestimmung. Durch sie entwickelt er sich langsam weiter, wird reifer und lernt für sich selbst und seine Meinung einzustehen. Lilith ist im Gegensatz zu Tim voll und ganz sie selbst, dabei ist ihr egal was ihre Mitschüler/innen davon halten. Lilith ist sehr dünn und trägt meist schwarze, übergroße Kleidung, da sie an Magersucht leidet. Sie ist anders und das ist auch gut so. Sie möchte auch gar nicht dazugehören und ist dementsprechend eine Außenseiterin. Im Theaterstück spielt sie die Hexe "la bruja", für diese wird sie von den anderen auch im wahren Leben gehalten. Für ihr zartes Alter ist sie sehr reif und weise. Lilith ist wahnsinnig intelligent, geheimnisvoll und undurchschaubar. Sie ist einfühlsam und ein sehr authentischer Charakter. Zum Schreibstil: Ich liebe Antonia Michaelis' Schreibstil! Er ist wunderschön bildlich und malerisch, dabei leicht poetisch angehaucht und einfach besonders, sowohl die Schreib- als auch die Erzählweise. Passend zur Geschichte und zur Thematik schreibt die Autorin eher kühl und düster. Sie beschönigt nichts, vor allem nicht die grausamen Passagen. Fazit: Dieses Buch ist perfekt für alle, die einfach mal etwas anderes als die typischen Jugendromane lesen wollen. Die Geschichte ist düster, geheimnisvoll, und spannend. Die Charaktere sind besonders und die Handlung originell, berührend und schockierend. An den Schreibstil muss man sich erst gewöhnen und ich denke entweder hasst oder liebt man ihn danach. Ich für meinen Teil liebe ihn! Absolute Leseempfehlung!!! 4,5/ 5 Sterne ⭐️

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