gletscherwoelfchen
Seit ihrer Kindheit leidet Evelyn unter einer Krankheit, die größere Anstrengungen für sie unmöglich macht. Nach einem längeren Krankenhausaufenthalt ist nichts mehr so, wie es einmal war: Ein Glaubenskrieg hat alles in Schutt und Asche gelegt und Evelyn ist gezwungen, ihr Leben tagtäglich als "Nightrunner" aufs Spiel zu setzen. Der junge Leonow muss ähnlich harte Schicksalsschläge wie Evelyn erfahren. Von allen verlassen begibt er sich auf eine lange Suche, die ihn stärker mit Evelyn verbindet, als er zunächst ahnen mag... Das Cover des Buches konnte mich auf den ersten Blick überzeugen. Es ist zwar recht schlicht gehalten, passt meiner Meinung nach aber hervorragend zum Buch und macht definitiv neugierig auf mehr. Der Schreibstil des Autors hat mir ebenso gut gefallen. Er ist angenehm und flüssig zu lesen und auch die nicht zu kurzen, aber auch nicht zu langen Kapitel tragen zu einem angenehmen Lesefluss bei. Besonders angetan hat es mir jedoch die Art und Weise, wie der Autor konstant die Spannung aufrecht erhalten zu vermag und es zu keiner Zeit eintönig oder gar langweilig wird. Ich habe selten ein Buch gelesen, welches mich so von vorne bis hinten fesseln konnte, und das ganz ohne irgendwann zu übertrieben zu wirken. "Nightrunner" hat mich persönlich, gepaart mit bildhaften Beschreibungen, auf positive Weise an einen spannenden Actionfilm erinnert, denn keiner gerne aus der Hand legt. Dadurch ist allerdings auch einiges auf der Strecke geblieben. Angefangen bei der Geschichte an sich, bei der in meinen Augen recht wichtige Details nicht gründlich genug durchleuchtet werden und auch am Ende noch viele Fragen offen bleiben - und das, obwohl "Nightrunner" ein voraussichtlicher Einzelband ist. Das soll allerdings nicht heißen, dass die Idee dahinter schlecht ist. Ganz im Gegenteil, auch sie hatte es wirklich in sich. Gepaart mit verschiedensten Aspekten, wie beispielsweise der Glaubensfrage oder der Schere zwischen Arm und Reich, erschafft Lukas Hainer eine, an das heutige Wien angelehnte, dystopische Welt, in der auch das ein oder andere Fantasyelement wiederzufinden ist. Voll mit überraschenden Wendungen und authentischen Handlungen taucht der Leser voll und ganz in jene Welt ein und begleitet die Protagonisten Evelyn, Leonow sowie einige Nebencharaktere auf ihrer spannenden Reise. Mit diesen ging es mir ähnlich wie mit den fehlenden Details in der Geschichte. Die Charaktere waren ausnahmslos authentisch und - mehr oder weniger - sympathisch, gar keine Frage! Allerdings haben mir oftmals der nötige Tiefgang sowie ihre Alleinstellungsmerkmale gefehlt. Mir waren, trotz der unterschiedlichen Perspektiven, ihre Entwicklung, ihre Gedanken und Gefühle einfach zu objektiv und "kalt" betrachtet. Nichtsdestotrotz mochte ich Nightrunner alles in einem wirklich gerne, vor allem des grandiosen Spannungsbogens wegen. Zwar haben mir manchmal ein wenig der Tiefgang und ausgeprägtere Details gefehlt, das ist aber durchaus zu verkraften und nicht allzu gravierend. 4/5 Sterne